Leserbrief

(Martin Valkyser)

Zuerst möchte ich vorschlagen, die WP für Turnierfußball auf 150 zu begrenzen, da Turnierfußball schließlich eine Form von United ist, wo man mit 11 Spielern der Stufe 10 (plus HV 8 plus Härte 10) höchstens 148 WP haben kann. Der Einwand, mehrere Spieler über Stufe 10 zu haben, ist unrealistisch, weil man es wohl kaum nötig hat, mit so einer Mannschaft mehrere Sonderspieler zu kaufen. Außerdem ist auch klar, daß der Einsatz von Härte bei Teams um die 130 WP höchst fraglich ist (besonders Härte 10).

Des weiteren glaube ich mich zu erinnern, daß Turnierfußball auch einige Erkenntnisse für United bringen soll. Das ist bei Teams mit mehr als 150 WP meiner Meinung nach aber nicht mehr der Fall.

Turnierfußball hat sich inzwischen - meiner Meinung nach - ziemlich verselbständigt. Ich hoffe, daß in anderen Zines auch Spieler bei Turnierfußball mitspielen, denen United zu viel Aufwand ist. Daher lege ich nicht unbedingt einen derartig großen Wert darauf, daß genau dieselben Grössenordnungen bei den Teamstärken vorliegen müssen. Im Gegenteil: Gerade bei sehr großen wie auch sehr kleinen WP-Zahlen kann man als United-Spieler eine reine, trockene Optimierung betreiben und wird zu Ergebnissen, sprich zu guten Aufstellungen, gelangen, die in United normalerweise nicht vorkommen werden. Aber auch dies ist eine Erkenntnis für United: Dort herrschen im Gegensatz zu Turnierfußball härtere Sachzwänge, nicht nur das kleinere WP-Intervall, sondern z. B. auch die Einteilung der WP in Spieler.

Die Begrenzung nach oben diente allein der Absicherung, daß das Spiel noch auswertbar bleibt. Außerdem macht mir die Überlegung, ob man mit 500 WP stürmen oder mauern soll, ähnlich viel Spaß wie dasselbe Problem bei 50 oder bei 5 WP, die im echten United sicher auch nicht vorkommen. (Ich habe mal - durch Absprache - ein Spiel gegen einen Gegner austragen dürfen, der sich durch eine absichtlich überzogene 3:1-Regel am 21. Spieltag auf 0-0-1-3-3 reduzieren ließ ...) Aber das Problem bleibt doch dasselbe, und der Spielspaß wird bei einem großen WP-Intervall sicher länger andauern, als wenn man United-WP-Zahlen nimmt und dann nur Sturm oder Rasenschach gut sind.

Die Sing Sing Allstars Unlimited besaßen zu ihrer Glanzzeit sehr wohl mehr als 130 WP trocken, darunter den magischen A IV 11 Mack G. Dane und gleichzeitig einen M II 12 (vom GM-Angebot). Auch in AUFSTIEG habe ich bereits zwei Teams mit 131 WP in Spielern auf dem Platz gesehen. Es ist außerdem unwahr, daß derartig starke Teams keine Sonderspieler nötig hätten - im Gegenteil: Nur durch den Kauf von überstarken Spielern läßt sich ein solches Team noch effektiv verstärken! Außerdem sind 130 WP durch den massiven Zukauf eines Sonderspielers viel leichter zu erreichen als 130 WP mit 11 Spielern der Stufe 10 - dafür muß man in der laufenden Saison fast den gesamten Mannschaftskader entweder durch Handel oder durch Training (ggfs. gar in Alter-II-Spieler) aufpolieren, ausgenommen vielleicht die eigenen Talente des Vorjahres.

Wieviele WP sollte ein Amateur im Pokal bekommen (75 WP plus HV wie im Phoenix sind wohl zuviel?) Ist die Steigerung um 5 WP pro Runde überhaupt realistisch?

Das ist natürlich teilweise Anschauungssache und hängt auch stark von den übrigen Parametern des Ligasystems ab.

So, wie ich mir Amateure in einem United-Pokalwettbewerb vorstelle, sollen sie schwächer sein als Profis, aber ab und zu für eine Überraschung sorgen können. Die Gefahr, die Amateure dabei für einen WP-stärkeren Profiverein darstellen, resultiert hauptsächlich aus der in den mir geläufigen Ligasystemen fast überall verbreiteten Möglichkeit der freien WP-Zuordnung. Ein Amateur darf also Turnierfußball-artig denken, ein Profi nicht.

Profi-Vereine müssen daher deutlich mehr WP als Amateure besitzen. Amateure müssen aber die Möglichkeit haben, einen Profi durch richtiges Raten aus dem Wettbewerb zu werfen. Da durchschnittliche Profis in einem starken 12/2er-Szenario ca. 30 WP in der Hintermannschaft stecken haben, sollte ein Amateur etwa 20 WP schwächer sein als der Profi, um diesen (bei Verzicht auf eine eigene Hintermannschaft) ausmauern zu können und selbst genug Torchancen zu erhalten, um dem dann hoffnungslosen Elfmeterschießen zu entgehen.

In AUFSTIEG und Oberfoul, wo etwa der FC Stan Dard 2.0 als Referenzteam anzusetzen ist, haben die Profi-Teams in Runde 1 gut 90 WP, ab Runde 3 etwa 100 und gegen Saisonende fast 120 WP im Durchschnitt. Amateure beginnen dort mit 75 WP und erhalten pro Pokalrunde 5 WP hinzu, so daß sie im Finale 100 WP hätten. Alle Spiele finden auf neutralem Platz statt - die oben genannte Differenz ist also über die gesamte Saison hinweg fast konstant gegeben.

Der Phoenix hat 12er-Ligen; über die Basis-WP weiß ich leider nichts, kann also auch die durchschnittlichen Teamstärken nicht schätzen. Selbst bei 2 Basis-WP wären 75 WP plus HV 6 in Runde 1 ein bißchen viel - dann sind Amateure den schwächeren Profis fast gleichgestellt, während die stärkeren Profis noch ganz gut überleben können. Niedrigklassige Vereine würden in diesem Modell jedenfalls frühzeitig herausgesiebt. Sollte es gar nur 1.5 Basis-WP geben, dann wären Amateure nun so stark, daß man ihnen selbst einen Pokalsieg zutrauen könnte. Im Play bei Merlin habe ich in einem neu gegründeten Ligasystem mit 60 WP Alter I gegen Amateure mit 60 WP plus HV spielen dürfen, allerdings erst in Runde 3, also mit bereits eingespielten Talenten, nach dem 2. Training und nach dem ersten Spielerkauf - dann waren es also schon über 80 WP, die mein Profi auf den Platz brachte. Im Finale traf ich später auf einen vom GM mit Standardzügen geführten 90-WP-Amateur, den ich knapp niederhalten konnte.

Wie stark Amateure grundsätzlich sind, ist also Ansichtssache des GM, der in seinem Szenario festlegen kann, welche Rolle Amateure spielen sollen. Die WP-Zahl allein ist auch gar nicht das Entscheidende; bei der Pokalamateur-Regel aus dem Grünen Rössel haben 75-WP-Amateure z. B. kaum eine Chance gegen starke Teams, weil sie nicht frei umstellen dürfen.

Die Steigerung um 5 WP pro Pokalrunde (das war ja wohl gemeint) ist meiner Meinung nach sehr wohl realistisch. Profivereine haben in dieser Zeit (die normalerweise zwei Saisonrunden entspricht) zweimal die Möglichkeit, ihren Verein zu trainieren, und gewinnen dadurch im Schnitt 6 oder (wenn man nur die noch aktiven Pokalteilnehmer betrachtet) sogar 7 WP hinzu. Außerdem kommen zusätzliche WP über das GM-Angebot ins Ligasystem, die einen durchschnittlichen Verein pro Runde etwa um 0.5 - 1 WP verstärken dürften. Von diesen 8 WP wandern allerdings etliche auf die Bank in Form von Training auf noch recht schwache neue Talente; wenn dieser Anteil etwa die Hälfte der Verstärkungswirkung ausmacht, dann steigen Profis und Amateure nahezu gleich schnell, und der zu Saisonbeginn festgelegte WP-Abstand bleibt erhalten.

Ich bin immer noch unglücklich über die bestehenden NMR-Regelungen:

  1. Stellt der GM auf, dann komme ich meist schlechter weg, da er beide Mannschaften kennt und außerdem meistens der bessere Manager als der NMRler ist.
  2. Nimmt der GM die letzte Heim-/Auswärtsaufstellung, ist mein Konzept oft verfehlt.

Ein besonderes Beispiel: Ich spiele zuhause gegen ein Team ohne Manager, das am Tabellenende steht. Ich spiele also die effektivste Aufstellung (Mittelfeld plus Heimvorteil). Der GM aber, der meine Hintermannschaft kennt, stürmt mit Einsatz von Härte (!), so daß ich verliere (so geschehen im Phoenix). Mir ist auch unverständlich, wieso der GM noch Zeit für ein solches Team aufwendet. Man kann ja auch nicht jeder Aufstellung eine auf einen NMR des Gegners bedingte beifügen. Also - was tun?

Wenn ich so zurückdenke, welches magere Echo das Heft 1 des United-Forums mit meinen gesammelten Äußerungen zur NMR-Regel hatte, sollte man nun diversen Leuten empfehlen, einen Nachdruck davon zu bestellen.

Das grundsätzliche Problem hast Du selbst sehr schön beschrieben: Der GM darf auf keinen Fall die Entscheidung über die Aufstellung eines NMR-Teams von seinen Kenntnissen über den Gegner abhängig machen. In einem solchen Fall, den ich scharf verurteile, spielt der GM als nicht neutraler Teilnehmer seines eigenen Spiels unter Ausnutzung eines unlauteren Vorteils mit.

Also muß Stan Dard eine Automatik für die Art der Aufstellung anwenden. Vorschläge hierfür hat es bereits genügend gegeben:

Was genau Stan Dard tut, bleibt ihm überlassen, solange er dem Gegner des NMRlers nicht bewußt schadet. Denn wenn ich weiß, daß der GM sein Zusatzwissen für eine NMR-Aufstellung einsetzt, dann würde ich als Manager für kritische Spiele vielleicht gar keinen Zug mehr abgeben wollen. Dasselbe denkt sich aber auch mein Gegner, und schon sitzt der GM ohne Züge da und darf alleine spielen! Ein GM, der zu heftig in das Spielgeschehen eingreift, gräbt sich also letzten Endes selbst das Wasser ab.

Eine NMR-Aufstellung sollte meiner Meinung nach das Spielgeschehen nicht verändern. Da ein NMR in einem Ligasystem mit 3-wöchigem oder noch kürzerem ZAT immer mal ein Post-NMR sein kann, sehe ich weder eine Benachteiligung des Managers (der dann mit höherer Wahrscheinlichkeit gar ausdroppen wird) noch eine Auswirkung auf den Erfolg des Gegners (der schließlich nichts für den NMR des anderen kann) ein. Daher ist es in AUFSTIEG auch explizit verboten, bedingte Aufstellungen abzugeben, denn vor den Spielen gibt es keine Kaderänderungen, und gerade den NMR-Fall will ich ausschließen. Zum Ausgleich stellt Stan Dard NMR-Teams eben gerade so auf, wie der Manager selbst dies vermutlich auch tun würde - wenn der Gegner gegen den echten Zug richtig geraten hätte, rät er also auch gegen meinen Standardzug richtig.

Heimvorteil setze ich so ein, daß die beabsichtigte Taktik optimal unterstützt wird, also meistens so, daß die 3:1-Regel voll ausgenutzt wird. Der Manager hätte im Normalfall ja auch nichts anderes getan.

Härte dagegen setze ich nicht ein: Zu entscheiden, ob Härte einer Aufstellung eher nutzt oder eher schadet, ist mein Stan Dard nicht befugt. Außerdem kann ich einem Manager nicht zumuten, im nächsten Spiel, das er vielleicht unbedingt gewinnen wollte, plötzlich Sperren absitzen zu müssen.

Zur Ehrenrettung des GMs muß ich sagen, daß ich als GM sehr wohl verstehen kann, wie man sich als GM um einen platten NMRler am Tabellenende kümmern kann. Die Auswertung von United ist ein gutes Stück Arbeit; das meiste davon ist mechanisches Handeln, egal ob man manuell oder per Programm auswertet. Die Konstruktion von NMR-Zügen, die bisher allen Versuchen einer vollständigen Automatisierung erfolgreich widerstanden haben, ist und bleibt einer der wenigen kreativen Akte des GMs. Ich fiebere daher durchaus mit, ob ein NMRler, der die ganze Saison lang 19-17-38 gespielt hat und den ich als Stan Dard diesmal 15-15-43 aufgestellt habe, den mittelfeldspielenden Gegner nun endlich plattschießt, und ich jammere im Stillen, wenn das Team mit dieser Aufstellung nun noch exakter ausgemauert wird als zuvor. Aber ich vertrete während des Entwurfs der konkreten Aufstellung nicht die Interessen irgendeiner Partei, sondern versuche lediglich, das normale Spielgeschehen möglichst wenig zu verzerren. Der Spielraum, den Stan Dard für eigene Kreativität hat, ist begrenzt und in meinen Regeln beschrieben.