Ein neuer Sonderspieler

(Michael Schröpl)

Joachim Jahnel hat mir ein Exemplar seines Zines Rick's Cafe zugeschickt (zusammen mit einem langen Brief wegen meiner 'Niedermache' seiner Regeln).

An der entsprechenden United-Auswertung sind mir beim ersten Überfliegen zwei Besonderheiten aufgefallen: Ein Hang zum Radioreporter-Stil (die Pokalergebnisse werden nicht in der üblichen tabellarischen Form präsentiert, dasselbe gilt für alle Spielertransfers) und der im folgenden geschilderte Sonderspieler auf dem GM-Angebot: Manni Kalz V I 8* (ist der Name Absicht?).

"Manni ist ein Offensiv-Verteidiger. Falls er in der Verteidigung eingesetzt wird und der gegnerische Sturm keine Torchance hat, dann wechselt Manni ohne Stärkeverlust in den eigenen Sturm, unabhängig davon, wieviele Torchancen sich dadurch dem Gegner eröffnen."

Ein netter Spieler, nicht wahr? Dann wollen wir mal verstehen, was das ist.

Falls der gegnerische Sturm keine Torchance hat, wechselt Kalz in unseren Sturm. Das ist ein bedingter Befehl auf ein gleichzeitig stattfindendes Ereignis. Wir notieren also schon mal: Sollte der GM einen zweiten Spieler erfinden, der eine ähnliche Eigenschaft besitzt, dann ist ggf. nicht mehr feststellbar, wo die beiden Spieler beim direkten Aufeinandertreffen ihrer Vereine zu spielen haben - welche Umstellung wird zuerst ausgewertet, oder etwa beide gleichzeitig, oder wie oder was? Joachim hat also eine neue Regellücke "definiert", wie ich dies bereits in meiner Regelbesprechung erwartet hatte.

Nun aber zur taktischen Bedeutung des Spielers. Dafür müssen wir eigentlich 'alle 10' Aufstellungen testen. (Hoffentlich dauert das nicht so lang. Dasselbe muß aber jeder Manager tun, der auf einen solchen Spieler ein Gebot abgeben will - es dürfte also nicht langweilig werden.)

Zunächst einmal kann man sich vor der Umstellung schützen, indem man Kalz freiwillig ins Mittelfeld oder in den Sturm stellt (nach 6 Einsätzen kostet das auch nichts mehr). In diesem Falle hat seine Sondereigenschaft keinen Effekt. Steht er in der Verteidigung, dann könnte er in einer Reihe mit relativ wenigen WP oder nur zwei Profis stehen. In diesem Fall werden bei der automatischen Umstellung gravierende Aufstellungsregeln verletzt (3:1-Regel bzw. 2 Profis pro Reihe) - was macht der GM in diesem Fall? Ich habe keine Ahnung - er selbst offenbar auch nicht.

Es bleiben noch die restlichen Fälle zu betrachten. Diese klassifiziere ich nach der Aufstellung des Besitzers von Kalz und beschränke mich auf die Standard- Aufstellungen und nehme einen starken eigenen Ausputzer an:

2-2-5: Nach der Umstellung von Kalz (V -> S) ist die Aufstellung 1-2-6 nicht mehr regelkonform. Interessant wäre sie schon, weil nicht mehr auszumauern - wenn ich eine gute Hintermannschaft habe, dann würde ich das gerne spielen dürfen.
2-5-2: Falls Kalz in V steht, dann gibt es wieder Regelprobleme. Immerhin wäre 1-5-3 gegen jede Aufstellung mit nur 2 Stürmern besser als die Original-Aufstellung, also attraktiv.
3-4-2: Steht Kalz in V, dann wird 2-4-3 (Anti-Rasenschach) aus meiner Aufstellung, was nur gegen Mauern besser ist (da wäre aber auch Rasenschach selbst besser gewesen). Gegen Sturm und Mittelfeld verschlechtert sich meine Taktik dadurch erheblich.
4-3-2: Die Umstellung macht 3-3-3 aus meiner schönen Mauer-Aufstellung, so ziemlich das Schlechteste, was es gibt (gegen einen beliebigen Gegner - über den weiß ich gar nichts, weil sein Sturm auch mit 5 Mann auf keinen Fall durchkommen konnte). Wenn ich also überhaupt ordentlich mauern will, dann muß ich mit Kalz ausgerechnet einen Verteidiger umstellen, sonst fummelt der GM garantiert an meiner Taktik herum!

Wer Kalz also ins Mittelfeld oder in den Sturm stellen will, der hat einen F I 8 ohne Reihenqualifikation gekauft - so viel sollte man also für den Spieler bieten (nach 25 kKj.-RWP-Theorie also ca. 1000 kKj in Runde 5). Wer Kalz freiwillig in die Verteidigung stellt, der kann seine Aufstellung auch gleich auswürfeln (und zwar nicht nur zwischen den guten Standard-Taktiken, sondern eher zwischen den schlechten!). Da 3 von 4 guten Aufstellungen nur 2 Stürmer aufweisen, um den gegnerischen Ausputzer nicht 'ins Feld zu stellen', macht die automatische Umstellung genau in diesen Fällen den Haupt-Effekt der Taktik kaputt - außerdem ist Mauern 'verboten'.

Kalz ist also 'vergiftet' - ich bin gespannt, wer ihn kauft und für welchen Preis ...

Sollten allerdings die 'verbotenen' Aufstellungen plötzlich erlaubt sein, dann wäre Kalz ein netter Gag - sowohl bei Sturm- als auch bei Mittelfeld-Aufstellung ist der Effekt ganz lustig. Leider nur bei diesen beiden - also würde ich gegen den Besitzer von Kalz ziemlich beruhigt stürmen, da der Gegner ja schlechter mauern kann als ein normaler Gegner und ich eventuell seine Müll-Aufstellungen 1-5-3 oder 2-4-3 mit Genuß vom Platz schießen werde.