Leserbrief

(Raimund Lingen, GM in der CFL-Post)

Hallo Michael!

Ich habe mich in letzter Zeit wohl etwas rar gemacht. Und mein Konto ist auch ins Minus abgerutscht. Tja, da mußte ich mich ja mal wieder melden. Anbei ein Scheck zur Aboprolongation und ein Diskettenaufkleber, weil Du mir das Heft trotz Minuskonto zugeschickt hast (Du fandest den Aufkleber doch gut, wenn ich mich recht erinnere!?).

Regelmäßige Artikelschreiber haben bei mir natürlich generell eine etwas höhere Toleranz in Sachen auslaufendes Abo zu erwarten. 'Nur-Leser' haben in meinen Augen ihr Interesse noch nicht demonstriert - wenn dann der Kontostand unter Null fällt, dann werfe ich solche Abonnenten einfach heraus.

Jetzt noch etwas thematisch Sortiertes:

Torschützenprämie

In der CFL-Post gibt es ebenfalls eine Prämie für den Torschützenkönig. Die Regelung gilt für jede Liga separat und in dieser nur, wenn höchstens 2 Torschützen zugleich an der Spitze stehen (andernfalls verfällt der Bonus).
Der Bonus: Der Spieler altert so, als wenn er eine Alterstufe jünger wäre, sein Alter erhöht sich aber. (Beispiele: X II 10 auf X III 8, ein X III 9 auf X IV 5, ein X nT 10 auf X I 10 etc.)

Vorteilhaft an der Regelung ist, daß auch Torschützenkönige irgendwann hiweggerafft werden und der Bonus eigentlich hauptsächlich bei Alter-II-Spielern lukrativ ist. Jüngere verlieren eh kaum WP und bei älteren reduziert sich die Alterung kaum.

Alter-II-Spieler, die ziemlich sicher bereits M und S können, sind sowieso häufig die Anwärter auf die Torjägerkrone, denn ein Torschützenkönig muß ja möglichst oft in der stärksten Reihe stehen, um zahlreiche Tore erzielen zu können.

Motiv für die Regelung ist das Mehr an Zielen, das Manager anstreben können. Nicht jeder kämpft halt um die Meisterschaft, Pokalsieg oder Klassenerhalt. Und so wird (fast immer) noch einer mehr pro Liga am Saisonende glücklich. Dafür nehme ich gerne das kleine Ungleichgewicht in der WP-Verteilung in Kauf, zumal ich den Anreiz nicht für so stark halte, als daß jetzt jedes Team bedingungslos stürmen würde (dafür ist die Torzuordnung auch zu schlecht beeinflußbar).

Hast Du die normale Torwut-Funktion, d. h. stärkere Spieler schießen mit höherer Wahrscheinlichkeit Tore? Dann kann man in einem einzigen gemauschelten Spiel, in dem beide den Ausputzer herausnehmen und der Torjägermacher x-x-20-20-60 spielt (mit 13-8-9-9-8-7 plus HV 6 in S), mühelos 30 Tore erzielen, von denen der 13er gut und gerne die Hälfte erzielen kann. Haben viele Teams gute Hintermannschaften, dann kann das für eine ganze Saison reichen (man macht so etwas natürlich bevorzugt in Runde 11).

Im nächsten Jahr würde ich meinem Partner dann dasselbe umgekehrt anbieten, falls ich nicht gerade das Torverhältnis brauche, um nicht abzusteigen.

zu Jan Schüler

Ich halte es für gefährlich, in der untersten Liga den Neuaufbau eines Teams zuzulassen. Zumal in meiner Liga diese Regelung mal auch eine Saison lang gegolten hatte (als ich eine neue Liga hinzu nahm).

Ich hatte damit zwar die Chancengleichheit für die Absteiger im Sinn, erlebte aber gerade die Chancenungleichheit der Nicht-Absteiger. Denn die Abgestürzten verkauften - von preisgünstig bis an die Grenze zur Schiebung - ihre jungen Spieler privat an Freunde, entweder im Austausch gegen alten Schrott oder für Cash, den Abstieg wohl schon eingeplant. Selbstverständlich stiegen sie auch ab (teilweise mit viel Geld) und bauten ein neues Team auf. Ein, zwei Saisons später kam dann die Revanche, indem sie günstig von ihren Kunden junge Spieler zurück kauften.

Ich fürchte, Deine Ausführungen mißverstanden zu haben, aber das viele Geld, das ein aufgelöster Verein besessen hat, muß ja wohl bei der Auflösung mit verschwinden. Wenn nicht, dann lasse ich mich sofort fünfmal hintereinander auflösen und kaufe dann das ganze Ligasystem auf!

Gerade die Möglichkeit zur Auflösung eines Teams ohne Lizenzentzug erlaubt eine modifizierte Form des Ostfrieslandmodells, gegen welches Jan sich gerade wehren will. Da finde ich es schon besser, wenn jemand ein desolates Team wieder aufzubauen versucht, weil er sonst mit 'dran glauben' muß (kann unheimlich motivierend sein). Das wurde - durch Privaten Handel - auch schon mehrfach in meiner Liga erfolgreich durchgeführt, ohne daß ich den Eindruck hatte, daß man heimlich schob (ich kann natürlich auch zu blöd sein).

Neue Idee

(prima, nicht? Nur die Realisierung fehlt ...)

NMRs machen immer viel Ärger. Bei mir vor allem deshalb, weil die NMR-geführten Teams so erfolgreich sind, daß sogar schon der Witz kursierte, daß man auch die schwierigsten Runden erfolgreich bewältigen könnte, indem man einen NMR baute.

Wenn Dir die NMR-Aufstellung (trotz Fehlen des kostbaren HV, den ich sehr wohl einsetze!) zu gut erscheint, kannst Du einen NMR allerdings auch auf andere Art und Weise schwächen, z. B. durch eine Geldstrafe für den Verein, falls kein offensichtlicher Post-Stab vorliegt (dann wird das Geld rückwirkend - ggf. inklusive Zinsen - zurückerstattet).

Die United3-Regel (die von ach so vielen Spielleitern immer noch als Referenz angegeben wird) verlangt bei einem NMR übrigens immer noch das Verfallen aller Trainings-WP - aua, aua!

Das Verfahren (2-3-1 bis 3-2-1 abhängig von Hintermannschaft, ohne HV und Härte) hatte ich Dir ja mal kurz geschrieben - den durchschlagenden Erfolg kann ich mir übrigens nur dadurch erklären, daß die Erwartungshaltungen der NMR-Gegner durchkreuzt wurden.

Gerade weil NMR-Rasenschach die Erwartungshaltung der Gegner durchkreuzt, verwende ich es nicht.

Von Lukas Kautzsch (wann schreibt der Kerl endlich mal einen Artikel, ey?) habe ich vage in Erinnerung, daß er zu Beginn einer Runde für Stan Dard eine allgemeine Strategie auswürfelt (z. B. "Heute wird gemauert"), die er dann für alle NMR-Teams ohne Ansehen des Mannschaftskaders anwendet. Das ist ähnlich überraschend für den Gegner.

Auf allgemeinen Protest hin mußte ich jedenfalls mein System ändern. Das Rezept sieht jetzt so aus:

  1. Es werden der beste Torwart, der beste Ausputzer und die besten 9 (bzw. 10, falls kein Ausputzer vorhanden) Feldspieler aufgestellt (sofern nicht gesperrt).
  2. Die Spieler werden in den Reihen aufgestellt, die ihrer ersten Qualifikation entspricht. (Ein ursprünglich in M eingespielter heutiger VMS X Y würde demnach in M eingesetzt).
  3. Enthält eine Reihe dadurch weniger als 2 Spieler, werden aus der zahlenmäßig stärksten Reihe entsprechend Spieler mit zweiter Qualifikation der schwächsten Reihe umgestellt (Reihenfolge gemäß der Rückennummer). Sind die beiden anderen Reihen zahlenmäßig gleich stark, dann wird aus der Reihe mit der geringeren Reihensumme abgezogen, notfalls wird gewürfelt.
  4. Training geschieht immer noch nach eigenem Gusto (Prioritäten: Alter, Stufe etc.)

Dein neues System führt zu extrem schlechten Aufstellungen für NMRler (das mag ja nicht so verkehrt sein), weil von den (angenommen, alle Spieler seien gleich stark) nur 10 möglichen Aufstellungen die in meinen Augen schwachsinnigen Variationen mit einer Stürmerzahl von weder 2 noch 5 Spielern immerhin in 5 dieser 10 Fälle vorkommen (4-2-3, 3-3-3, 2-4-3, 2-3-4, 3-2-4).

Noch dazu wird jeder Verein tendenziell ähnlich viele V wie M oder S besitzen, so daß die NMR-Aufstellungen 5-2-2, 2-5-2 und 2-2-5 unwahrscheinlicher als der Rest auftreten werden (mach' mal eine statistische Erfassung über Dein Ligasystem, welche NMR-Aufstellungen derzeit vorzunehmen wären!).

Wenn ich Dir richtig verstanden habe, dürfte diese Regelung aber bei echten Oberfoul-Systemen nicht anwendbar sein, da dort keine 'Stammposition' existiert.

Die Sache mit der Stammposition, die United3 von Alan Parr übernommen, Oberfoul aber mangels Notwendigkeit gestrichen hat, hängt tatsächlich nur an der NMR-Aufstellung: Wenn die sinnvoll geregelt ist, dann braucht man Stammreihen in keinster Weise.

Man könnte in Oberfoul übrigens durch eine relativ triviale Programmänderung ein Äquivalent einer Stammreihe erzeugen, nämlich die Reihenwertungen (die bisher immer in der Reihenfolge A-V-M-S sortiert werden) in der Reihenfolge der Einsätze des Spielers in der laufenden Saison anordnen (und bei Gleichstand wieder V-M-S). Die Reihe, in der ein Spieler am häufigsten eingesetzt wird (diese Daten hat UNITED/ST), erscheint mir auch für den NMR-Fall als eine interessante Reihe für den Einsatz eines Spielers, während mir die Reihe, die der Spieler zufällig früher einmal als erste gelernt hat, prinzipiell unwichtig erscheint.

Zudem gibt es da noch Spieler vom GM-Angebot, die entweder gar keine (F) oder gleich mehrere (VMS) Reihen 'von Beginn an' können und für die man nun irgendwie eine 'Stammreihe' künstlich festlegen müßte.

Davon abgesehen dürfte das noch lange nicht der Weisheit letzter Schluß sein.

Es wäre aber prima, wenn man eine eindeutige wie einheitliche NMR-Regelung treffen könnte. In Stichworten das, was mir so vorschwebt:

  1. Es werden fünf Standardaufstellungen definiert (2-3-1, 3-2-1, 1-3-1, 1-1-3, 1-3-3). Jedes Team muß zu Saisonbeginn eine Präferenzordnung angeben (notfalls ordinal).
  2. Bei NMR wird jeder Aufstellung eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet, abhängig von der Präferenzordnung. Anschließend wird eine Aufstellung ausgewürfelt, separat für jedes Spiel.
  3. Dann wird versucht, aus dem Spielerkader diese Aufstellung möglichst gut nachzubauen (Anzahl Kombinationen dürfte erträglich sein, falls sich kein 'intelligenter' Algorithmus finden läßt).
  4. Das Training könnte man sicher auch formalisieren. Man müßte 'nur' vernünftige Relationen finden, bis wann welche Alter in welchen Stufen sinnvoll trainierbar sind - ich nehme an, da hilft nur der RWP-Ansatz weiter?

Dein neuer Ansatz für NMR-Aufstellungen ist für das NMR-Team weitaus besser.

Was aber machst Du, wenn Du in Runde 1 (bevor Du eine solche NMR-Erdung erhalten hast - die gilt ja wohl auch nur für jeweils eine Saison, oder?) keine Zug bekommst?

Außerdem ist die Regelung in keinster Weise exakter definiert als die Regel, es werde die Aufstellung aus dem letzten Heim- bzw. Auswärtsspiel verwendet und ggf. vom GM nachkorrigiert. Letzteres scheint derzeit die diversen Anforderungen (Klarheit der Anweisung, Vollständigkeit, Wirkung für das NMR-Team) am besten zu treffen, daher würde ich sie im Augenblick jedem GM empfehlen. Daß ich selbst etwas anderes mache, liegt an meiner Einstellung, daß das langfristige Image eines Vereins - so er eines hat - für gute Gegner erkennbar ist und daß ich ihnen bei einem NMR lieber das Image als die letzte Aufstellung - die ein Experiment gewesen sein kann - garantieren möchte. Ich möchte möglichst erreichen, daß der Gegner gar nicht merkt, daß überhaupt jemals ein NMR passiert. Genau dann haben NMRs keinen schädlichen Einfluß auf das Spielgeschehen - höchstens auf den NMR-Verein selbst.

Das Weitere überlasse ich dem United-Forum (keine Zeit, keine Zeit, wie der Hase in 'Alice in Wonderland').

Meinst Du etwa, ICH hätte mehr Zeit? Ausgerechnet ICH? Wieso ICH?

(Anmerkung für spätere Verlinkung: Das war ein bahnbrechender Artikel, der die spätere Implementierung sowohl des NMR-Trainings als auch der NMR-Aufstellungen in UNITED/XY im Prinzip vorweg nahm!)