Klassifikation von Aufstellungen

(Michael Schröpl)

Aufstellungen sind ein taktisches Element von United. Mit Aufstellungen - wie mit Würfeln - werden Spiele entschieden. Welchen Einfluß die Würfel auf den Spielausgang haben, kann man in den Kommentaren der Spielleiter mehr oder weniger deutlich lesen. Wie sieht es aber mit den Aufstellungen aus?

Im folgenden will ich mir Gedanken über abstrakte Aussagen machen, mit denen man Aufstellungen in 'sinnvolle' und 'weniger sinnvolle' Aufstellungen unterteilen kann. Sicher wird es eine Grenze geben, an der man sagen muß: "Eine Aufstellung ist so gut, wie sie auf den jeweiligen Gegner paßt." Was weiß man aber über einen Gegner? Was soll man tun, wenn man überhaupt nichts weiß?

Ich kann natürlich unmöglich jede denkbare Mannschaftsaufstellung mir jeder denkbaren anderen Aufstellung vergleichen. Um die Übersicht zu behalten, mache ich erst einmal eine Annahme zur Vereinfachung: Alle Spieler beider Vereine (inklusive T / A) haben dieselbe Stufe. Gerade in starken Ligasystemen ist das gegen Saisonende eine recht gute Näherung.

Was ist denn nun überhaupt eine Aufstellung? Eine Aufstellung ist, abgesehen von Heimvorteil und Härte (dazu später mehr) die Entscheidung für eine von genau 10 möglichen Zuordnungen von Feldspielern zu Feldreihen. Diesen 10 möglichen Aufstellungen will ich im folgenden (etwas suggestiv gewählte) Namen geben:

Volle Kanne Stürmen (1-1-2-2-5)   Anti-Mauer-Taktik (1-1-2-3-4)
Anti-Rasenschach-Taktik (1-1-2-4-3) Die Mittelfeld-Walze (1-1-2-5-2)
Halbherzig Stürmen (1-1-3-2-4) Heilige Gleichverteilung (1-1-3-3-3)
Standard Rasenschach (1-1-3-4-2) Ganz Doof Mauern (1-1-4-2-3)
Ganz Normal Mauern (1-1-4-3-2) Total Blind Mauern (1-1-5-2-2)

Für detaillierte Zahlen ist es diesmal noch etwas zu früh.

Beginnen wir also mit einer naiven Annahme: Wenn ein Team mehr Chancen hat als der Gegner, dann 'gewinnt' es das Spiel. Bei gleicher Chancenzahl ergibt sich ein Unentschieden. Damit kann ich wenigstens sehen, welche Aufstellung gegen welche andere wie gut 'paßt'.

Nach diesen 'Regeln' lassen wir nun alle möglichen Aufstellungen gegeneinander antreten - mal sehen, was passiert. Die konkreten Chancenzahlen habe ich aus Teams mit 130 WP berechnet; bei anderen WP-Zahlen bleibt das Verhältnis jedoch fast exakt erhalten (bis auf Rundung).

  225 243 324 342 432 234 252 333 423 522 Bilanz
225 20:20 20:10 10:10 10:10 0: 5 20:15 20:15 10: 5 0: 0 0: 0 4-4-1
243 10:20 0: 0 10:10 0: 0 5: 3 5:10 0: 5 5: 0 10: 3 10: 5 4-2-3
324 10:10 10:10 0: 0 3:10 3: 5 10: 5 13:15 0: 5 0: 0 3: 3 1-4-4
342 10:10 0: 0 10: 3 3: 3 5: 3 5: 0 3: 5 5: 3 10: 5 13: 8 6-2-1
432 5: 0 3: 5 5: 3 3: 5 5: 5 0: 0 5:10 3: 3 8: 5 10: 8 4-2-3
234 15:20 10: 5 5:10 0: 5 0: 0 10:10 10:10 0: 3 5: 0 5: 3 3-2-4
252 15:20 5: 0 15:13 5: 3 10: 5 10:10 0: 0 10: 3 15: 5 15: 8 7-1-1
333 5:10 0: 5 5: 0 3: 5 3: 3 3: 0 3:10 0: 0 5: 3 8: 5 4-1-4
423 0: 0 3:10 0: 0 5:10 5: 8 0: 5 5:15 3: 5 3: 3 5: 5 0-3-6
522 0: 0 5:10 3: 3 8:13 8:10 3: 5 8:15 5: 8 5: 5 8: 8 0-3-6

Natürlich kann man das Ganze wesentlich genauer berechnen; für die Berechnung der exakten Siegchancen muß ich allerdings festlegen, wieviele WP beide Teams auf den Platz bringen. Dazu wird nächstes Mal ein entsprechender Artikel folgen. In diesem ersten Ansatz wollte ich erst einmal Grundlagen schaffen.

Das erste Ergebnis dieser Betrachtung ist: Es gibt deutliche Unterschiede in der Qualität der betrachteten Aufstellungen.

  1. Die beiden letzten Aufstellungen gewinnen (im Schnitt) überhaupt kein Spiel; es gibt keinen Gegner, dem sie überlegen wären.
  2. Mittelfeld dagegen ist ein heißer Kandidat für eine 'beste' Aufstellung; nur mit entschlossenem Sturm kann man der 'Walze' einigermaßen beikommen.
  3. Rasenschach ist fast genauso gut, 'verliert' aber ausgerechnet das 'Spitzenspiel'.
  4. Volle Kanne hat es gegen die zahlreichen defensiven Aufstellungen, die allesamt ihren Ausputzer voll zum Wirken bringen, doch etwas schwerer.
  5. Eine positive Bilanz haben noch die konventionellen Maurer und - etwas überraschend - Anti-Rasenschach.
  6. Alle Aufstellungen mit 4 Stürmern sind schlecht; wenn man dem Gegner schon erlaubt, seinen Ausputzer als defensiven Feldspieler verwenden zu können, dann muß man wohl gleich richtig stürmen.
  7. Auch die Aufstellungen mit 3 Stürmern sind überwiegend schwach; der 3. Stürmer wird entweder vom gegnerischen Ausputzer aufgefangen oder er blockt einen Verteidiger, der nur Viertelchancen erhalten hätte. Nur zwei Stürmer und ein zusätzlicher Mittelfeldspieler sind also fast immer sinnvoller; auch Anti-Rasenschach nach Mittelfeld ist eine solche Umstellung.

Nehmen wir für heute als Fazit zur Kenntnis: In einer Umwelt, in der alle möglichen Aufstellungen (bei identischen Spielerstärken auf allen Positionen) vorkommen können, gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede. Eine Gruppe von Strategien hat sich gegenüber anderen Strategien durchgesetzt; diese Spielweisen werde ich in künftigen Artikeln als die Standard-Strategien bezeichnen.