Das United-ftf-Sylvesterturnier 1989

(Michael Schröpl)

Jaja, ihr habt richtig gelesen: United ftf!

Da haben sich also mal wieder ein paar Verrückte zusammengefunden. In alphabetischer Reihenfolge seien die folgenden Namen der Teilnehmer genannt: Stefan Bender, Lukas Kautzsch, Martin Kopp, Peter Rau, Roland Schediwy und Michael Schröpl.

Am 30. und 31. Dezember 1989 (bis weit in den Morgen des neuen Jahres hinein) wurde im Walldorfer Mini-Con-Lokal (der Familie Kautzsch) eine komplette Saison United abgewickelt. Dabei hatten wir folgende ftf-Sonderregeln aufgestellt:

Über die einzelnen Teams, ihren Grundaufbau, die Wirksamkeit verschiedener Strategien usw. möchte ich an dieser Stelle keine Details verraten (man muß ja nicht gleich jedem Neuling alles erzählen - gewonnen hat allerdings keines der langweiligen T I 1 + A nT 0 -Standardteams, sondern ein Experiment). Stattdessen möchte ich näher auf die Abwicklung einer solchen United-ftf-Partie eingehen.

Eine komplette Saison United, also 11 Runden, auszuwerten, kann eine ganz schöne Arbeit sein, wie jeder GM sich lebhaft vorstellen kann. Dennoch hatte Lukas Kautzsch auf einem Rundschau-Con sogar schon mal eine ganze Saison für zwei Ligen ausgewertet, was aber enorm stressig und schließlich auch auf die Dauer etwas eintönig zu werden droht. Also versuchten wir diesmal einen neuen Ansatz.

Was gibt es denn eigentlich auszuwerten, wenn man ein gutes Auswerteprogramm hat? Die Verwaltung aller Vereinsdaten konnten wir UNITED/ST (in der nagelneuen Version 1.11) überlassen. Jeder Manager könnte doch seine Züge einfach selbst eingeben, oder? Dafür wäre lediglich zu gewährleisten, daß niemand Zugang zu den Daten anderer Vereine bekommt.

Also wurden vor Ort ein paar zusätzliche Anweisungen in das Programm eingebaut: Vor jeder Aufstellungseingabe sowie vor der Durchführung des Trainings eines Vereins wurde der Bildschirm gelöscht und die Meldung "Nur <Name des Managers> darf weitermachen" ausgegeben. Da diese beiden Routinen in einem geführten Dialog ablaufen und nicht unterbrochen werden können, war die Abschottung der Vereinsdaten insoweit gesichert, daß ein Späh-Versuch dem nachfolgenden Manager nicht verborgen bleiben konnte.

Bei den Pokalspielen, vor allem bei der Eingabe der Amateur-Teams, ist UNITED/ST (um obskure Regelerfindungen fremder GMs zu verkraften) allerdings so tolerant gegenüber Regelverletzungen, daß wir jeweils einen am Pokalspiel nicht beteiligten Manager als Kontrolleur für den Amateur zuteilten. Um hier dem Programm die Kontrolle zu übergeben, werden neue Parameter für Amateur-WP und Pokal-Heimvorteil einzubauen sein; diesmal ließen wir alles noch auf good will-Basis laufen.

Das GM-Angebot wurde mit parallelem Aufschreiben und Vorlesen der Gebote versteigert. Erst Mitte der Saison hatte Lukas eine neue Idee: Man könnte für ein solches ftf-Turnier eine ganz normale Versteigerung per Zuruf abwickeln. Ich habe allerdings Bedenken, wie lange die sich im Extremfall hinziehen könnte ...

In den (an die Wände des Wohnzimmers gepinnten) Auswertungen waren neben den normalen Informationen (Spiele, NL-Verkäufe, GM-Angebot, Sperren, Tabelle, Torschützenliste) zusätzlich auch die Chancen für Sieg, Unentschieden und Niederlage sowie ab Runde 3 (das Programm wurde auch während des Turniers weiterentwickelt) die vollständige Glückswürfeltabelle der Liga ausgegeben. Aus den Siegchancen konnte man als aufmerksamer Leser eine Reihe von Informationen über den Gegner gewinnen.

Da saßen wir also nun im Wohnzimmer, schrieben unsere Züge, unterhielten uns über unsere nächsten Gegner, und in kurzen, aber unregelmäßigen Intervallen wechselten wir uns bei der Eingabe des Trainings bzw. der Aufstellung für das nächste Spiel ab.

Während einer der Manager (abgeschottet in einem eigenen Zimmer) seine Züge eingab, grübelten die Konkurrenten bereits über ihren nächsten Aufstellungen. Besonders lange dauerte es natürlich immer, wenn ein Manager mit seinen beiden Teams gegeneinander spielen durfte (was meist zum Absitzen einer stattlichen Anzahl von Sperren verwendet wurde - besonders, wenn es an einem ungeraden Spieltag war). Solche Spiele verführten zur Produktion von Mehrfachqualifikationen - und die beste Aufstellung wurde dann eben interaktiv ausprobiert. Außerdem mußte ja schließlich der 'Richtige' gewinnen - bei meinen beiden Vereinen hatte z. B. der eine ein wesentlich größeres Trainings-Potential als der andere, was ihm schon mal zwei sichere Siege (und später auch die Meisterschaft) einbrachte.

In der Endphase zeigte sich dann, daß United auch ein prima Verhandlungsspiel sein kann: Da mein Tabellenführer Peter's Pack am 20.Spieltag gegen eine von Lukas' Mannschaften zu spielen hatte, kurz darauf aber meine schwächeren Long Songs im Pokalfinale gegen den anderen Verein von Lukas antreten mußten, waren wir uns schnell einig, daß wir ohnehin nicht denselben Manager für zwei der drei Europapokalplätze würden melden können. Die jeweiligen Siege in beiden Spielen fielen dann ungewöhnlich sicher aus ...

Jetzt muß ich mich auch noch selber kommentieren: Ich höre schon wieder die Geier krächzen, was das wohl für eine üble Schiebung gewesen sei ... tja, so ist United eben!

Als Fazit dieses Turnieres kann ich nur sagen: Es war zwar doch etwas anstrengend (immerhin ca. 16 Stunden an zwei Tagen), aber ich würde etwas Ähnliches bestimmt sofort wieder mitmachen. Wer eine ähnliche Aktion durchziehen will (der Spaß lohnt sich!), der sollte aber eher mehr als weniger Zeit einplanen: Drei der beteiligten Manager benutzen UNITED/ST bereits seit längerer Zeit als GMs und konnten ihre Züge daher natürlich ziemlich schnell eingeben. Die Eingewöhnung der anderen Mitspieler dauerte allerdings nicht lange - die Dialogroutinen ließen schwere Bedienungsfehler gar nicht zu.