Rent-A-Player

'Miet-Spieler' als Kapitalabzug in United-Systemen

(Frank Altpeter, GM in der Rundschau)

Es darf wohl als gesichert angesehen werden, daß jedes United-System früher oder später mit dem Phänomen zu kämpfen hat, daß viel zuviel Geld in Umlauf gekommen ist. Um dem einen Riegel vorzuschieben, habe ich mich vor zwei Saisons dazu entschlossen, in meinem United-Ligasystem einen offiziellen 'Mit-Spieler' über das GM-Angebot neben den jeweils regulären Spielern anzubieten, durch den einiges Geld abgeschöpft werden sollte.

Der Spieler 'Renta Player' ist als VMS V 10 konzipiert, hat also keinen NL-Wert. Er kannvon einer Mannschaft über das GM-Angebot wie jeder andere dort angebotene Spieler ersteigert werden, steht dem ersteigernden Team aber nur für eine einzige Runde, nämlich die auf die Versteigerung folgende, zur Verfügung. Nach den Spielen dieser Runde verkauft er sich quasi selbst an die Nichtliga und taucht auf dem folgenden GM-Angebot wieder zur Versteigerung auf. Hat er in der alten Runde DP erhalten, so hat die ihn an die NL abgebende Mannschaft für diese DP den negativen NL-Erlös von ihrem Teamkonto zu berappen! So ist es Mannschaften möglich, sich gezielt für eine Runde zu verstärken - etwa wenn Pokalspiele anstehen.

Bei der Einführung des Spielers hatte ich die Idee, er würde mehr Geld aus dem System ziehen, als er tatsächlich wert war. Da ja kein Ersteigerer den tatsächlichen Marktwert für den Spieler bezahlen würde, sondern nur einen Bruchteil davon (da Renta Player ja immer wieder abgegeben werden muß), meinte ich, eine derart gezielte kurzfristige Verstärkung würde den betreffenden Mannschaften auch ordentlich Geld entlocken können. Ich hatte mit so ca. 350 kKj. pro Runde gerechnet - nicht allzuviel Geld für einen relativ vermögenden Verein, aber auch nicht so wenig, daß ein Überbieten risikolos ausgeschlossen ist.

Tatsächlich hat der Spieler meine Erwartungen aber nicht ganz erfüllt, und zwar in zwei Beziehungen:

  1. Er hat in den ersten Saisons seines Einsatzes nur 2559 kKj. in neun Runden abgezogen, was einen Durchschnittspreis von 284 kKj pro Runde entspricht. Der geschätzte Handelswert eines VMS V 10 liegt im System bei ca. 2040 kKj., so daß Renta Player tatsächlich insgesamt mehr Geld gekostet hat, als er wirklich wert ist. Allerdings hat er weniger Vermögen abgezogen, als ich es gewünscht hätte.
    In der zweiten Saison seines Einsatzes hat sich das Bild allerdings zum Teureren hin verschoben. Zum Saisonstart betrug das durchschnittliche Vermögen aller 48 Clubs meines United-Systems schon +1362 kKj. In den bisher abgerechneten neun Runden hat Renta Player insgesamt 3093 kKj, also im Schnitt 332.5 kKj pro Runde gekostet, was meinen Vorstellungen schon erheblich näher kommt. Offensichtlich besteht also der Trend, mit wachsendem finanziellen Risiko zu arbeiten, wenn ein Mietspieler erst einmal längere Zeit effektiv in ein United-Ligasystem integriert ist. Auch in der neben den regulären United-Ligen zusätzlich laufenden regional begrenzten Partie LIGA BONN, in der ich ebenfalls einen solchen Mietspieler namens Al Mercenario anbiete, obwohl über die Hälfte der Vereine relativ hoch verschuldet ist, ist der Trend zu mehr Geldeinsatz in der zweiten Saison ganz offensichtlich.
    In der erstmals ausgetragenen United-Variante The Dirty Dozen erbringt der nach demselben Prinzip konstruierte Clu Brunner schon in der ersten Saison phänomenale Einkünfte - allerdings erhielten die Clubs hier auch 1000 kKj Startkapital. Immerhin kostete Clu Brunner in zwei von bisher ausgetragenen sechs Runden über 400 kKj (411 bzw. 412 kKj) - und das für eine nur für eine Runde währende Verstärkung!
  2. Renta Player wurde fast immer von den 'falschen' Vereinen gekauft, nämlich von denjenigen, die
    1. keinen Nutzen aus seiner Verstärkung ziehen konnten und
    2. mit der kurzfristigen Verstärkung ihren finanziellen Spielraum überdehnt haben.

Zu a): Renta Player wurde überwiegend von äußerst schwachen Teams (sozusagen 'Teams am Rande des Abgrunds') ersteigert, deren Manager sich von ihm so eine Art Rettung versprachen - vergeblich natürlich, denn ein insgesamt schwaches Team wird durch einen einzigen Rundensöldner selbstverständlich nicht wieder 'gesund'. Zwar erhielten die betreffenden Mannschaften durch ihre sonstige Schwäche einen gehörigen Schub an Runden-WP, doch konnten diese nur in den seltensten Fällen zu einer wirklichen Verstärkung ausgenutzt werden.
In dieser Beziehung hat sich also herausgestellt, daß Renta Player taktisch nur für solche Teams interessant sein dürfte, denen lediglich ein Tick zur wahren Klasse fehlt, den sie mit kurzfristigen RWP ausgleichen können. Echte Klasseteams haben Renta Player dementsprechend nie verpflichtet.
Auch hier hat sich das Bild in der zweiten Saison etwas begradigt. Von neun Runden wurde Renta Player fünfmal von abstiegsbedrohten Teams, dreimal von Aufstiegsanwärtern und einmal von einem 'neutralen' Team ersteigert. Zwar ist der Trend zum Erwerb durch schwächere Mannschaften immer noch gegeben, doch hat er sich abgeflacht. Außerdem ist es nur natürlich, daß eher schwache Teams nach einer Verstärkung suchen als ohnehin schon starke Mannschaften.
Dasselbe Phänomen von Mietspielern zeigt sich auch für Al Mercenario in der LIGA BONN, so daß der Zweck der Einführung von Mietspielern sich erst nach einer Einführungsphase erreichen zu lassen scheint.

Zu b): Aus dem anfangs zu a) Gesagten ergibt sich auch, daß zunächst die 'falschen' Teams das 'falsche' Geld ausgegeben haben.
Gut geführte Mannschaften haben relativ viele WP in ihrem Team und stehen in der Regel auch finanziell gesichert da. Nur schwächere Teams geben viel Geld für kurzfristige Verstärkungen aus, Spitzenmannschaften investiern sinnvoller in zukunftsträchtige Dauerwerte, sprich in junge, starke Spieler - wie es Renta Player gerade nicht ist!
So traf der Abzug von Kapitalkraft gerade diejenigen Mannschaften, denen es ohnehin nicht so gut ging - und schwächte diese auf diese Weise noch weiter.
Wie gesagt hat sich dieser Trend in der zweiten Saison des Einsatzes von Mietspielern abgeflacht, so daß ich eine endgültige Wertung noch nicht vornehmen möchte. Allerdings wird es wohl so bleiben, daß in erster Linie finanzschwächere Teams auch noch zur Ausgabe des 'letzten Pfennigs' neigen, um sich durch den Erwerb von Mietspielern vermeintlich zu retten.

Für das Modell 'Renta Player' möchte ich daher nur ein bedingt positives Fazit ziehen.

Es wurde immerhin einiges Kapital aus dem Ligasystem abgezogen.

Dies geschah allerdings auf Kosten und zu Lasten der ohnehin schon schwächeren Teams, die sich durch die relativ kostspielige Investition in flüchtige RWP insgesamt noch weiter schwächten. Die eigentlich anvisierte Minderung des Vermögens der schwerreichen Teams konnte dagegen nicht erreicht werden. Außerdem hat sich gezeigt, daß Mietspieler für ohnehin schwache Teams kaum einmal eine wirkliche Verstärkung sein können. Häufig sind diese Mannschaften in ihrer Struktur so 'zerschossen', daß auch ein VMS V 10 keine spielergebnisbeeinflussende Rolle spielen kann. Daher entpuppt sich ein Mietspieler für solche Ersteigerer geradezu als Todesfalle: Es wird viel Geld für keinerlei Effekt ausgegeben; aufgespart und irgendwann in einen Dauerspieler investiert wären die Kj sinnvoller verwendet worden. So aber brachten sich die betreffenden Vereine durch den Erwerb des Mietspielers fast um ihre Existenz.

Ich möchte deshalb dem Leser selbst die Wertung überlassen, ob sich die Einführung von Mietspielern in ein United-System lohnt. Um die Stabilität der sich abzeichnenden Trends zu testen, werde ich selbst die Mietspieler für mindestens eine weitere Saison noch beibehalten.

Anmerkungen zum Rundensöldner

(Michael Schröpl)

Renta Player, der Mietling der Rundschau, ist eine interessante Einrichtung. Mal sehen, ob die RWP-Theorie für einen solchen Heinz greift.

Vorausschicken muß ich, daß in der Rundschau derzeit (noch) ein Szenario mit 12er-Ligen und 2 Basis-WP gespielt wird. Dazu kommen noch Pokal-Einnahmen. Also ist der FC Stan Dard/2.0 ein angemessener Verein für die kommenden Betrachtungen.

Was bringt einem Verein der 'Kauf' von Player? Man hat für eine ganze Runde einen VMS der Stufe 10 zusätzlich zur Verfügung. Dies bewirkt eine Verstärkung um soviele WP, wie der 10er besser ist als der 11.-beste Spieler des Mannschaftskaders. Daß der Spieler ein VMS ist, ist ganz nett, bringt aber selten etwas ein, weil viele Vereine genügend mehrfachqualifizierte Spieler besitzen, um auch einen nur einfach qualifizierten Spieler in voller Stärke einsetzen zu können.

Die Analysen früherer Hefte (und auch die aktuell veröffentlichten Werte) zeigen an, daß dieser 11. Spieler etwa Stufe 4 oder 5 ist. Also bringt Player 5 oder 6 RWP. In einem 'starken' Ligasystem muß man einen RWP mit 35 kKj ansetzen, macht also etwas mehr als 150 kKj. (Der von Frank genannte VMS V 10 mit dem geschätzten Handelswert von 2040 kKj produziert beim FC Stan Dard/2.0 insgesamt 63 RWP, die folglich mit 32.4 Kj pro RWP bewertet sind.) Durchschnittlich hat Player aber fast das Doppelte gekostet. Es muß also noch andere Gründe dafür geben.

Zunächst wäre da der schon früher einmal angedeutete Übergang von Runden-WP auf Spiel-WP. Renta Player ist natürlich auch in Pokalspielen einsetzbar. Jede 2. Runde sind Pokalspiele; Player bringt also 25% mehr als bisher angenommen. Damit sind wir bei knapp 200 kKj als angemessenem Preis angekommen.

Dabei muß man natürlich Preisschwankungen innerhalb der Saison berücksichtigen. In Runde 1-2 bringt Player nicht besonders viel, da er ja nun normalerweise den 8.-besten Spieler ersetzt (Ausnahme: Ein Verein besitzt keinen S 10, will aber Rasenschach spielen!). In Runde 3 bringt Player am meisten, danach flacht seine Wirkung wieder ab. Ab Runde 7 (nach dem Ausverkauf wegen der letzten Handelsrunde) könnte die Nachfrage wieder etwas steigen.

Der Preis wird aber nicht durch den durchschnittlichen, sondern den maximalen Wertgewinn festgelegt, den Player einem Verein des Ligasystems bringt. Außerdem wird er versteigert; das bedeutet, daß manche Manager knapp über den tatsächlichen Wert bieten werden, um für eine besondere Gelegenheit (Prestige-Duell, Entscheidungsspiel usw.) einen kleinen Nachteil in Kauf zu nehmen.

Aber das reicht immer noch nicht für den hohen Preis. Spinnen denn die Manager, oder was ist los?

Schließlich fällt mir noch eine weitere Gruppe von Managern ein, die Player brauchen könnten: Solche, die mit einem kleinen Mannschaftskader mehrere Sperren abzusitzen haben. Bei denen spielt Player nämlich in einem echten Loch, ist also seine vollen 10 RWP (= 350 kKj) wert, wenn die Sperren auch in das 2. Ligaspiel hineinreichen. Ich selbst habe in der Rundschau gerade vier Sperren abzusitzen - hätte ich doch ein bedingtes Gebot auf Player abgegeben ...

Was soll Player eigentlich bewirken? 200 kKj sind ja doch eine ganze Menge. Zufällig haben wir einen halben WP mit einer ähnlich hohen Summe bewertet. Also wäre die Verpflichtung von Player dann ein Erfolg, wenn dadurch direkt mindestens ein zusätzlicher Punkt eingespielt werden würde.

Dies könnte dann der Fall sein, wenn

Aber wer kann schon einen sicheren Sieg vorbereiten? Schließlich wird bei United ja gewürfelt. Soll man für Player also überhaupt bieten?

Prinzipiell natürlich schon. Alles, was ein Team verstärkt, soll man für einen angemessenen Preis kaufen. Und ein halber Punkt wird im Mittel dadurch gewonnen, daß man in einem Spiel die Siegchance von 30:50% auf 55:25% verbessert. Das kann man durch 5 zusätzliche WP an der richtigen Stelle hinkriegen. Diese Verbesserung in beiden Ligaspielen - und der Kauf ist korrekt. Wohlgemerkt: Für 200 kKj - nicht für 400!

Dabei ist es auch gleichgültig, wie stark ein Team ist - ich halte die Argumentation, daß einem schwachen Team mit einer langfristigen Investition immer besser gedient ist, für falsch. Gelingt nämlich der zusätzliche Sieg, dann erbeutet das Team einen frei trainierbaren WP - und welche Beute wäre für denselben Preis langfristiger als diese? (Höchstens der Kauf eines tiefgekühlten Talents - aber das zu trainieren schaffen ja nur die Superteams.)

Auch ist gerade bei schwachen Teams anzunehmen, daß der WP selbst in einem Talent früher auf den Platz trainiert wird als bei starken Mannschaften, weil ein schwaches Team eben auch tiefere Löcher in der Mannschaft hat. (Hoffentlich! Sonst hat der Manager versagt!) Ist ein Team aber wirklich völlig fertig, dann hilft der Griff nach dem Mietspieler auch nichts mehr - im Gegenteil.

Psychologisch ist leicht zu erklären, weshalb schwache Teams Player häufiger kaufen als starke Teams: Ein wirklich gutes Team könnte seine Spiele ja einfach auch so gewinnen, ohne kurzfristigen RWP-Schub. Schwache Teams dagegen müssen nach jedem Strohhalm greifen, den das Schicksal einem entgegenstreckt. Wer sich allerdings von Player blenden läßt und ihm sein gutes Geld massenweise in den Rachen wirft, der ist selbst schuld. In meinem Ligasystem spielen einige Sonderspieler eine ähnliche, verführerische Rolle: Jeder soll sich so gut ruinieren dürfen, wie er kann.

Mich würde interessieren, was bei folgender Änderung der 'Regel' passieren würde: Player wird am Ende jeder Runde über die Transferliste versteigert, wobei sein Besitzer kein Sperrgebot angeben darf. Ein bestimmter Anteil seines Kaufpreises (z. B. 20%) geht direkt an Player selbst (als Handgeld), der Rest an den Vorbesitzer. Es wäre interessant, zu beobachten, wie sich dann der Preis entwickeln würde ...