Leserbrief

(Dietmar Pfohl, GM im Grinsenden Beobachter)

Tja, da liegt nun also schon die Nr.5 (kann man diese Angabe eigentlich nicht irgendwie größer, besser ins Auge fallend auf das Heft bringen?!) vor uns.

Natürlich ist es jetzt unmöglich, auf alle Punkte, die es verdient haben, näher einzugehen. Aber ich will versuchen, beim nochmaligen Durchblättern zumindest die Stellen wiederzufinden, die mich am meisten beeindruckt haben, und dazu dann das aufzuschreiben, was mir noch anmerkenswert erscheint.

Das war ja langsam mal Zeit, daß sich Dietmar Pfohl, der deutsche Übersetzer von United, hier auch mal zu Wort gemeldet hat. Und viele seiner Argumente werden kommende Diskussionen beleben können. Die Masse der Ideen läßt eine systematische Kommentierung gar nicht zu (außerdem will ich ja auch noch von anderen Leuten Meinungen hören und nicht selbst alles totdiskutieren); ein paar Punkte muß ich aber herausgreifen.

Zeit

Als erstes fällt mir da natürlich sofort der Leserbrief von Frank Altpeter in United-Forum 4 ein. Frank hat mir nämlich im Prinzip aus der Seele gesprochen! Auch ich bin heutzutage heilfroh, wenn ich GB-Produktion und eigene Züge einigermaßen bewältigt bekomme, und für Aktionen wie diesen Brief bedarf es schon glücklicher Zufälle (s. o.).

Doch ich erinnere mich auch recht gut an die Zeit, als das alles noch ganz anders war. Damals, als ich Ende 1977 die postalische Spiel-Szene entdeckte und ca. ein halbes Jahr später in rund 10 Dippy-Partien engagiert war, da war es überhaupt kein Problem, täglich zwei bis fünf ausführliche Verhandlungsbriefe und darüber hinaus auch noch jede Menge Beiträge für BUMM-Spezial (was zu jener Zeit das UF des Dippy war!) zu schreiben.
Und dann, als es mir keinen Spaß mehr machte, all diese Briefe zu schreiben, nur um einige Mitspieler zu ihrem eigenen Nachteil zu überreden, da war ja der GB schon da, und es machte nun überhaupt kein Problem, ihn alle 4 Wochen pünktlichst zu produzieren und dabei mit Sulky neben United sogar noch ein weiteres Spiel zu managen, das einen vergleichbaren Auswertungs-Aufwand mit sich brachte.
Und so verkneife ich mir dann jetzt die Frage, die ich damals auch des öfteren zu hören (bzw. zu lesen) bekam: "Wie schaffst Du (oder ein Andre Bronswyk) das alles eigentlich?!" Denn ich weiß ja, daß es geht, wenn die Umstände dafür gerichtet sind! Nur sind sie das für mich leider nicht mehr, seitdem ich wöchentlich diese 40+ Stunden für den Job aufbringen muß. Wobei ein besonders übler Streich wohl der ist, daß ich die meiste Zeit davon halt am Computer verbringe! Da besteht abends dann nur noch geringe Lust, sich schon wieder vor so eine Kiste zu setzen, was aber halt nötig ist, um einen Brief oder Artikel zu schreiben.

Auch ich, der ich noch nicht im Lotto gewonnen habe (vielleicht deshalb, weil ich gar nicht mitspiele?), muß regelmäßig arbeiten gehen. Nominell sogar 40 Stunden in der Woche - tatsächlich aber im Rechenzentrum des Fachbereichs Informatik der Technischen Hochschule Darmstadt, also mit gleitender Arbeitszeit und eher nach Bedarf denn nach Uhrzeit. Dieser Zustand wird noch etwa zwei Jahre anhalten - was danach kommt, weiß ich nicht.

Innerhalb der 6 Wochen zwischen zwei United-Forum-Heften bin ich etwa 30 Arbeitsstunden (3-5 Abende plus ein Wochenende) damit beschäftigt, Beiträge für dieses Heft zu erarbeiten. Die Produktion macht das Amtsblatt für mich - den Versand auch.

Gerade weil ich bei der Arbeit viel am Rechner sitze, will ich die Kiste in meiner Freizeit auch für meine eigenen Zwecke verwenden (wenn man so ein Ding nun schon mal hat - und der digitale Sklave ist für etliche Dinge prima zu gebrauchen, wenn man selbst programmieren kann).

United zerspielen?

Äußerst interessant fand ich sodann auch Franks Frage, ob die Analysen des United-Forums das Spiel nicht auch 'zerspielen' können.

Ich glaube zwar nicht, daß für einen einzelnen Manager der Reiz am Spiel leiden wird, wenn er 'buchstäblich alles über die Funktionsweise von United weiß'. Aber wie sieht es aus, wenn alle Manager über dieses Wissen verfügen?!?

Die Antwort scheint nicht schwierig: Wenn wirklich alle Manager alles über das Spiel wissen, und wenn somit alle Manager optimal managen, dann kann doch nur noch das Würfeln darüber entscheiden, wer Meister wird und wer absteigt! Und so sehr ich einen Neuling wie Herbert Frohn verstehen kann, der sich über die angebotenen Strategie- und Taktik-Rezepte freut, weil sie ihn mit den alten Hasen gleichziehen lassen - bedeutet diese Gleichstellung nicht auch eine gewisse Unfairness den alten Hasen gegenüber? Wieso soll ein Neuling nicht das gleiche Maß an eigener Überlegung bzw. leidvoller Erfahrung in das Spiel stecken, um schließlich doch ein guter Manager zu werden? Bzw. was hat er - ja, was haben wir alle denn eigentlich noch von dem Spiel, wenn man hier alle Patent-Rezepte vorgekaut bekommt und sich bei der nächsten Auswertung nur noch über die miese Würfelei des GMs ärgern kann? Oder auch: Was hat ein Michael Schröpl eigentlich davon, wenn er all seine tollen Analysen und Erkenntnisse so einfach unter's Volk schleudert, anstatt den Erfolg mit seinen eigenen Teams auszukosten?

Welche Konsequenzen bringen Überlegungen dieser Art nun mit sich? Zum einen wird sofort eine fehlende Rubrik des United-Forums offenbar: Eine ständig aktualisierte Übersicht, wer welche Ausgaben des United-Forums erhalten hat, muß unbedingt her! Denn wenn sich schon jeder Anfänger das Know-How eines erfahrenen Managers im Handumdrehen besorgen kann, dann ist es wohl nur fair, die Konkurrenz auch darüber zu informieren ...

Ob meine Analysen United zerspielen können, kann ich nur schwer beurteilen. Tatsache ist, daß mir selbst schon seit längerer Zeit das Ausfüllen von Aufstellungszetteln und das Warten auf die nächste Würfelkatastrophe weniger Spaß machen als das Nachdenken darüber, was man denn theoretisch in diesem Spiel alles bewegen könnte, wenn man ein wenig nachdenkt. Ich bin von Anfang an nie als Fußball-Fan an United gegangen, sondern habe ein Wirtschaftsspiel mit Sport-Bezug und raffinierten Coup-Möglichkeiten gespielt. Außerdem hatte ich schon immer Spaß daran, etwas zu schreiben - sei es ein Artikel, eine Spielregel, was auch immer. Und letztlich bin ziemlich neugierig - wenn ich irgendwo etwas wissen will, dann erwarte ich auch, eine Antwort zu bekommen.

Daß meine Artikel meinen Spielerfolg reduzieren könnten, davor habe ich keine besondere Angst - andererseits werde ich sicher auch nicht gleich jedes bißchen ausplaudern, was ich in 10 langen Saisons Oberfoul gelernt habe. Und wer Angst hat, daß bei gleich guten Managern nur noch gewürfelt wird, der soll die WP-Menge reduzieren - je weniger WP im Spiel sind, desto schlechter sind im Schnitt die Hintermannschaften und desto stärker macht sich ein Unterschied von wenigen WP, d. h. Torchancen, bemerkbar.

Zielsetzung des United-Forums

Zum anderen sollte man sich aus diesem Anlaß aber vielleicht auch einmal Gedanken darüber machen, welche Intention das United-Forum überhaupt verfolgen sollte. Ich persönlich begrüße es sehr, mit diesem Zine ein tolles Forum für die Diskussion von Regelproblemen zur Verfügung zu haben. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn das Zine noch mehr als bisher in diese Richtung ginge.

Dazu gehört in meinen Augen dann aber auch unbedingt, daß ein Thema wirklich mal über ein paar Ausgaben diskutiert und zu einem gewissen Abschluß gebracht wird. Dies könnte der Herausgeber m. E. dadurch fördern, daß er mit dem Anschneiden eines weiteren Themas solange wartet, bis dieser Punkt halt erreicht ist. Vielleicht ist dies nämlich auch ein Grund für das nicht so große Feedback, wie Du es Dir vielleicht erhofft hast: Die bisherigen Ausgaben haben einen mit einer solchen Fülle von angerissenen Themen überschüttet, daß man schon gar nicht mehr weiß, worauf man denn jetzt mal antworten soll.

In der bisherigen Heften habe ich bewußt eine große Anzahl von Themen angeschnitten. Ich wollte damit eine große 'Reibungsfläche' erzeugen, denn nicht alles, was ich aus meiner Oberfoul-Perspektive berichte, wird ja von allen Lesern ohne jede Kritik aufgenommen (und das ist auch gut so). Außerdem mußte ich ja erst einmal ein Bewußtsein für die Problematik in United3 schaffen, und ich bin nicht einmal sicher, ob mir dies inzwischen gelungen ist. Dabei kann natürlich eine gewisse Orientierungslosigkeit der Hefte aufkommen.

Was ich nicht akzeptiere, ist die Einstellung: "Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll - es gibt so viele Themen!" Wer so etwas auch nur denkt, der lügt sich in die Tasche. Die Vertiefung einer Diskussion kommt eben erst dann, wenn mindestens zwei unterschiedliche Meinungen existieren - und wenn die Unterschiede auch noch so gering sind, wie der Einsatz von Martin Ahlemeyer in der RWP-Theorie-Diskussion gezeigt hat.

Themen, die mich selbst besonders interessieren, werde ich im übrigen immer mal wieder selbst zur Sprache bringen. Ich schreibe das United-Forum nicht gezielt für GMs, sondern für Leser und Schreiber (und nicht zuletzt für mich selbst). Ich erkenne allerdings an, daß GMs angesichts ihrer Funktion normalerweise eine gewisse Erfahrung haben (sollten!!!) und spreche sie als Diskussionsteilnehmer auch bevorzugt an (aber Martin Ahlemeyer ist z. B. kein United-GM!). Was soll ich denn machen, wenn ich kein neues Thema anreiße, aber zu den alten Themen Funkstille herrscht? Wollt Ihr in diesem Falle lieber ein leeres Heft haben? Solange ich hier der Haupt-Ideengeber bin, fließen die Ideen eben in meinem Tempo - es liegt an Euch, dies zu ändern!

Wie gesagt, Ziel der Behandlung eines Themas sollte sein, GMs ein Instrumentarium in die Hand zu geben, das sie befähigt, Entscheidungen zu treffen, was sie wann und warum in ihrer Liga zu unternehmen haben, bzw. was sie tunlichst lassen sollten. Dieses Ziel sehe ich als wünschenswert an, die Ausbildung von guten Managern hingegen nicht. Wobei sich im Einzelfall sicherlich hier und da Beiträge nicht vermeiden lassen werden, die auch dem Erreichen des ungewünschten Ziels förderlich sind. Aber ich meine, man sollte sich dieser Problematik möglichst bewußt sein, und die Themen so gut es geht immer aus der Perspektive des GMs angehen.

Die Ausbildung guter GMs wäre tatsächlich ein lohnenderes Ziel als die Ausbildung guter Manager. Allerdings mache ich das United-Forum freiwillig, und demzufolge nur für Leute, die ebenso freiwillig mitmachen. Ich bin nicht der deutsche United-Guru (obwohl vermutlich kaum eine United-Mannschaft in Deutschland mehr Saisons absolviert hat als Lemland Soccer in Oberfoul) und habe keine Voraussetzungen, anderen GMs etwas vorzuschreiben (was ich in der Tat gerne tun würde, also Oberfoul + Ergebnisse von 12 Monaten United-Forum als die Deutsche United-Standard-Regel, auf die sich jedes System beziehen müßte, das United heißen will). Aber was nicht geht, das geht eben nicht.

WP-Flut?

Nehmen wir ein Beispiel: Angenommen, ich habe als GM festgestellt, daß in meiner Liga zu viele WPs ins Spiel kommen, und ich will dies nun ändern. Dann muß ich ja die folgenden beiden Fragen beantworten:

  1. Wieviele WPs muß ich weniger ins Spiel bringen?
  2. Soll ich die entsprechende Kürzung bei den Basis- oder bei den Bonus-WPs vornehmen?

Was kann ich nun tun, um Frage 1 zu beantworten? Ist vielleicht eine Analyse wie "Die Entwicklung eines Teams" in United-Forum 3 das geeignete Mittel und muß ich es einfach in Kauf nehmen, den Lesern so ganz nebenbei und eigentlich ungewollt auch noch jede Menge Tips für gute Managements-Strategien mit auf den Weg zu geben?
Mir scheint, daß eine solch theoretische Betrachtungsweise in diesem Fall gar nicht notwendig (und vielleicht sogar falsch?) ist, da ich als GM ja auch über Zahlen-Material verfüge, das ich statistisch auswerten kann! So kann ich hingehen, mir alle Teams vor und nach dem Altern anschauen und dann die durchschnittliche WP-Zahl ermitteln, die durch Altern verloren geht. Vielleicht muß nun noch irgendwie verfeinert werden, aber im Prinzip habe ich doch jetzt schon die Anzahl der WPs ermittelt, die ich für einen durchschnittlichen Verein wieder ins Spiel bringen muß. Mir scheint, daß man in diesem Fall also ohne Strategie- und Managements-Theorien auskommen und das Problem durch Betrachtung des konkreten Zahlenmaterials lösen kann.
Aufgabe einer theoretischen Betrachtung im United-Forum wäre es in diesem Fall viel mehr, die genauen Bedingungen für z. B. die Ermittlung des Wertes 'WP-Verlust durch Altern' zu diskutieren: Betrachtet man jeweils alle Spieler oder aber vor dem Altern nur die 11 stärksten und nachher vielleicht sogar nur die 8 besten? Oder muß man es sogar ganz anders machen um einen vernünftigen Wert zu erhalten?

Und ist Frage 1 dann erst einmal ausdiskutiert, wird es ja eigentlich erst so richtig spannend: Wo soll man denn nun wirklich kürzen?
Die gängige These ist ja wohl die, daß eine Kürzung der Basis-WPs die Schere zwischen guten und schlechten Teams weiter aufgehen lässt, und daher wird halt sehr schnell die andere Lösung gefordert. Wobei die wirklich interessante Frage nun ganz einfach lautet: Warum eigentlich? Nun, wir sind uns ja wohl alle einig darüber, daß United ein strategisches und kein taktisches Spiel ist. Das bedeutet also, daß in einem einzelnen Match alles möglich ist und letztlich allein der Würfel entscheidet, wer gewinnt. Aber der Einfluß des Würfels wird geringer, wenn die Stärkedifferenz der beiden Kontrahenten größer wird. Und das wiederum bedeutet doch eigentlich, daß man das Würfeln fördert, wenn man die Bonus-WPs kürzt, eben weil man dadurch die Stärke-Unterschiede geringer macht!
Man sieht also, daß zur Beantwortung der zweiten Frage etwas herangezogen werden muß, das man vielleicht die United-Philosophie des GM nennen könnte: Wer gerne mehr Zufall im Spiel haben möchte, der wird die Bonus-WPs kürzen, wer weniger haben möchte, der schlägt bei den Basis-WPs zu.

Für die Aussage, wieviele Spieler man bei der Alterung denn zu berücksichtigen hat, kann eine Analyse a la FC Stan Dard bestimmt nützlich sein. Außerdem kann auch ein guter Manager Fehler machen. Genialität ist ohnehin in United sehr selten; die Karriere eines Teams besteht aus einer großen Menge von einzelnen Runden, in denen man möglichst wenige Patzer machen will. Es ist nahezu unmöglich, mit einer einzelnen Aktion etwa 2 Millionen Kj an Handelswert hinzuzugewinnen (außer durch einen klassischen Pfuschhandel mit seinem linken Turnschuh), dagegen ist es eine Kleinigkeit, das Gegenteil zu erreichen.

Mir blutete das Herz, als ich in Oberfoul mitansehen mußte, wie Thomas Kannegießer, inzwischen selbst United-GM, als Standby der ruhmreichen (ehemals von Lukas Kautzsch zu drei Meisterschaften geführten) Odenwald Rangers gleich in seinem ersten Zug einen VMS tT 2 für 3989 kKj(!) kaufte, sich in der letzten Handelsrunde auf -1000 kKj verschuldete und inklusive Zinsen gut 3.5 Millionen weggeworfen hat. Seitdem sind die Rangers, die zuvor nie schlechter als auf Platz 3 endeten, zweimal in Folge abgestiegen ...

Wenn das United-Forum einem Neuling wenigstens so viele Kenntnisse beibringen kann, daß solche Erlebnisse die Ausnahme bleiben, dann ist allen mehr geholfen: Dem Neuling, der nicht sofort die Lust an diesem wunderbaren Postspiel verliert, und dem Profi, dem eine spannende Saison gegen gleichwertige Gegner doch wohl auch lieber ist als das Abschlachten wehrloser Opfer.

United3 vs. Oberfoul

Keine Frage der United-Philosopie scheint es dagegen zu sein, ob man Anhänger von United3 oder Oberfoul sein sollte. Nach Lektüre der 5 Ausgaben des United-Forums bleibt einem unweigerlich der Eindruck im Bewußtsein, daß man ernsthaft nur mit Oberfoul 'arbeiten' kann. Andy Hemmann hatte diesen Eindruck ja schon nach nur einer Ausgabe (vgl. United-Forum 2, S. 7), und er hat auch gleich auf Deine Sichtweise des Programmierers hingewiesen.

Gut an dieser Perspektive ist auf jeden Fall, daß sie bei der Regel-Formulierung dazu zwingt, über sämtliche Konsequenzen nachzudenken. Deine Forderung "Keine Regel, die lautet: 'Du darfst nicht ...', ohne zu sagen, was passiert, wenn man es doch tut!" ist natürlich völlig okay. Jede Regel, die aufgrund dieser Forderung neu formuliert wird, stellt eine Verbesserung des Regelsystems dar.

Nicht gut finde ich es hingegen, wenn die Sicht des Programmierers dazu führen sollte, daß Regeln geändert oder sogar abgeschafft werden, nur weil sie in der ursprünglichen Form nicht als programmierbar angesehen werden. Grundsätzlich sollte jede Regel in einem Programm-System unterzubringen sein, selbst exotischste Sonderspieler. Gut finde ich in dieser Beziehung Deine Initiative mit der Parameter-Datei.

Programmentwicklung

Aber eigentlich ist das nur ein erster Schritt in die richtige Richtung, die da lautet: Weg vom Programm und hin zum Programmsystem! Ein solches System stelle ich mir folgendermaßen vor: Es ist nicht mehr nur ein einziges Programm vorhanden, sondern für die Erstellung einer United-Auswertung arbeiten mehrere Programme, die alle über ein zentrales Menü-Programm miteinander kommunizieren können. Da gibt es dann ein Programm, welches das Training durchführt, ein anderes, mit dem man eine Aufstellung eingeben kann, usw.

Die Vorteile eines solchen Systems gegenüber einem einzigen Gesamtprogramm sind vielfältig. So sollte es damit z. B. viel einfacher zu realisieren sein, die Auswertung auf beliebige Etappen zu verteilen. Das ist nämlich die zentrale Forderung, die ich an ein Auswertungssystem stelle: Immer, wenn ich gerade mal ein Stündchen Zeit habe, muß ich auch ein Stündchen Auswertung machen können, anstatt darauf angewiesen zu sein, die Auswertung in einer ...zig-Stunden Aktion am Stück abwickeln zu müssen.
Aber auch die viefältigen Regel-Versionen, die Du in der Parameter-Datei behandeln willst, müßten mit einem solchen System noch besser in den Griff zu bekommen sein, weil man z. B. ganz einfach Trainings-Programm A gegen Programm B austauschen könnte.

Die frühen United-Regeln

Und damit sind wir wieder bei den unterschiedlichen Regeln, also z. B. United3 und Oberfoul. Eine Anmerkung zu dieser Bezeichnungsweise muß ich nämlich auch unbedingt noch loswerden. Doch dazu muß ich etwas weiter ausschweifen und zurückblicken zu dem Zeitpunkt, als United mir zum ersten Mal begegnete.

Die erste Version der deutschen United-Regeln, die eine reine Übersetzung der damaligen Version von Alan Parr darstellte, ließ ich zusammen mit GB 16 am 23. April 1981 auf die Abonauten los. Diese erste Auflage hatte einen Umfang von genau 4 Seiten. Aber bereits in GB 17 konnte ich eine halbe Seite damit füllen, Fragen zu den Regeln zu beantworten. In GB 18 waren es sogar 2 Seiten, in GB 19 und 20 wieder jeweils eine halbe, und so verwundert es natürlich nicht, daß bereits zusammen mit GB 21 am 10. September 1981 noch nicht einmal 5 Monate nach Erscheinen der ersten bereits die zweite Auflage der United-Regeln erscheinen mußte. Diese Regelversion hatte nun schon etwas mehr als 5 Seiten Umfang, und mit ihr kamen wir rund 16 Monate über die Runden.

Am 26. Januar 1983 mußte dann aber zusammen mit GB 39 die dritte Auflage mit ihrem Umfang von nunmehr 8 Seiten her. Als ein Jahr später die 4. Saison startete, waren im Saisonbegleiter aber auch zu dieser Version schon wieder ein paar Änderungen und Ergänzungen zu finden. Und ab der 5. Saison ist es dann schon Standard, auf das Gelten der 3. Auflage zu verweisen, "sofern sie durch die folgenden Änderungen, Ergänzungen und Erläuterungen nicht außer Kraft gesetzt werden".

Warum lief es nun aber auf einmal so und es gab nicht mehr jede Saison eine neue Regelversion? Nun, der Grund ist ganz einfach in der großen Ausbreitung des Spiels zu sehen, die nun schon in vollem Gange war. Inzwischen gab es nämlich in unserem Lande schon eine ganze Reihe von Zines, die auch ein United-Liga-System hatten, und während einige GMs ihren Spielern eine eigene Regelversion servierten, wo alle für diese Partie relevanten Regeln in einem Dokument zusammengefaßt waren, gingen andere GMs aber den Weg, auch nur die Änderungen und Ergänzungen zu dem aufzulisten, was damals offenbar als "die United-Regel" galt. Eine weitere überarbeitete Neu-Auflage der GB-United-Regeln hätte nun in meinen Augen eher Verwirrung denn Erleichterung für viele Beteiligte gebracht, und so habe ich von dem Moment an auf eine neue eigene Regelversion verzichtet.

Vergleicht man diesen Prozeß nun mit der in United-Forum 1 auf S.3 vorgenommenen Definition des Begriffs 'United3', so kann man einerseits natürlich sagen, daß diese Definition formal korrekt ist. Auf der anderen Seite wird man aber auch festhalten müssen, daß diese Bezeichnungsweise wohl den wenigsten der dadurch angesprochenen Ligasysteme gerecht wird. Im GB wird derzeit wohl eher ein United6 gespielt, und die Frage ist doch, wie sehr die "folgenden Änderungen" in den diversen anderen sogenannten United3-Systemen nicht auch so gravierend sind, daß sie gerade dadurch nicht in ein und denselben Topf geschmissen werden sollten.
Anders herum gesagt: Auch Oberfoul selbst ist sicherlich als eine United3-Regel formulierbar, bzw. auch jedes United3-System wird seine Regel als "Oberfoul mit folgenden Änderungen" formulieren können. Welche Möglichkeit genutzt wird, hängt beim Start eines United-Systems ja wohl davon ab, welche Regelversion dem GM zu diesem Zeitpunkt vorliegt. Und sollten ihm mehrere vorliegen, so wird er sicherlich die wählen, bei der er am wenigsten der "folgenden Änderungen" hinzufügen muß, um seine eigene Version zu erhalten.

Ich habe ganz bewußt United3 als Vergleich zu Oberfoul ausgesucht, weil United3 eben tatsächlich diejenige Regel ist, die in vielen Regelsystemen (leider oft nur noch implizit) als Referenz gewählt wurde. Daß Dietmar Pfohl selbst inzwischen United6 leitet, ist für diese Diskussion genauso unwichtig wie die Tatsache, daß Alan Parr inzwischen eine Reihe von Regeländerungen erfunden hat.

Außerdem möchte ich immer wieder betonen, daß der große Vorteil von Oberfoul gegenüber United3 eben gerade nicht in den unterschiedlichen, sondern in den gleichen Regeln besteht, in denen mit nur wenigen Worten mehr manche undefinierte Stelle der Regel geflickt wurde. Insofern ist es allerdings meine Meinung, daß man mit United3 nicht arbeiten kann, weil man sich ja erst einmal monatelang darüber einig werden muß, was denn die einzelnen Sätze der Regel nun genau zu bedeuten haben.

Da United3 immerhin eine ordentliche Versionsnummer hat (Oberfoul dagegen - noch - nicht), wäre es meiner Meinung nach kein Problem gewesen, eine vierte Auflage herauszugeben.

Letztlich: Daß man United3 auch als "Oberfoul mit folgenden Löchern" bezeichnen kann, dem stimme ich aus vollster Seele zu.

Eine einheitliche United-Regel?

Hier sind wir bei einem sehr großen Ziel angelangt, das sich das United-Forum für meinen Geschmack setzen sollte: Die Erarbeitung einer einheitlichen United-Basisregel für alle Systeme!

Aber welche Elemente sollte eine solche Basisregel denn enthalten? Die Forderung, all die Elemente zu enthalten, die von der großen Mehrheit der GMs akzeptiert und unverändert in ihre eigenen Versionen übernommen würden, klingt zwar gut, könnte aber evtl. bewirken, daß wir dann vielleicht eine Basisregel von nur einer Seite hätten und jeder GM sie mit Ergänzungen von mehreren Seiten versehen müsste.
Aber genau das Gegenteil sollte natürlich durch eine solche Aktion erreicht werden: Die "folgenden Änderungen und Ergänzungen" sollten in möglichst vielen Systemen minimiert werden! Wie gesagt, ein großes Ziel, und es ist bestimmt nicht einfach, vielleicht sogar überhaupt nicht zu erreichen. Aber einen Versuch ist es doch sicherlich wert?