Editorial

(Michael Schröpl)

Wieder geht ein langer, arbeitsreicher Tag zuende - und wieder liegt ein fertiges Heft des United-Forums vor mir. Und immer deutlicher wird mir klar, daß das Projekt nicht das wird, was ich mir davon versprochen habe.

In diesem Heft sind einige große und mehrere kleine Artikel über große und kleine Probleme aus der Welt des United enthalten. Aber die Autoren sind praktisch genau dieselben wie im letzten Heft. Martin Ahlemeyer, Andre Bronswyk und Raimund Lingen haben wieder wacker mitgearbeitet, haben sich Gedanken gemacht und Lösungen angeboten.

Auf die Dauer halte ich den bisher betriebenen Aufwand für die Produktion allerdings nicht für gerechtfertigt angesichts des krassen Mißverhältnisses zwischen Autoren und Lesern. Inzwischen ist die Zahl der Abonnenten auf mehr als 40 gestiegen, aber ganze 4 Leute schreiben Artikel. Ein direkter Briefwechsel zwischen diesen vier Leuten wäre vermutlich fruchtbarer und schneller als die Herausgabe dieser Zeitschrift.

Wo sind sie nur geblieben, die Abonnenten, die ihre Mitarbeit angekündigt hatten? Was ist mit den versprochenen Artikeln? Hat denn niemand zu den bisherigen Artikeln etwas zu sagen? Haben die Autoren die Weisheit mit Löffeln gefressen? Keinerlei Einwände? Alles vorgekaut? Keine Fragen? Wie soll das weitergehen, wenn die wenigen Autoren sich daran gewöhnen, daß niemand auf ihre Artikel reagiert? Selbst Raimund Lingen hat meinen Artikel über die RWP-Konstante als 'schwer verdaulich' bezeichnet, womit er vermutlich recht hat. Aber wenn von den Lesern keinerlei Echo kommt, dann kann ich mir durchaus vorstellen, daß die Autoren-Crew bald in einer abgehobenen Fachterminologie diskutiert, die wir selbst aufstellen, die aber viele Leser nicht mehr verstehen werden.

Irgendwann werden uns dann auch die Themen ausgehen, weil wir viele Probleme, die für andere United-Spieler oder -Spielleiter sehr wohl ein Thema abgeben könnten, gar nicht mehr als ein solches sehen. Wo bleiben die Anregungen für neue Artikel aus dem 'Volk'? Niemand verlangt hier druckreife Artikel - ich habe auch mit kleinen Schnipseln im Amtsblatt angefangen ...

Schließlich macht mir die weiterhin existierende 'Inzucht' der Leser dieses United-Forums erhebliche Sorgen. Solange mehr als zwei Drittel der Leser aus Oberfoul-Systemen stammen, muß einfach ein großer Teil der Problematik an vielen Lesern, die United3 nie gesehen haben, vorbeigehen. Und die Minderheit der United3-gewohnten Leser hält sich bislang 'vornehm' zurück - so wird das natürlich nie etwas. Das Interzine hat seinen Durchbruch geschafft, weil Lukas Kautzsch als Herausgeber einen gewissen Druck auf alle Zine-Herausgeber der Szene ausüben konnte: Wer nicht mitzieht, der ist 'out' und bekommt die 'News' der Szene erst sehr spät mit. Ich wollte, ich besäße ein ähnliches Instrument, um die Spielleiter von diversen Ligasystemen aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken ...

Also kann ich nur hoffen, daß sich die Existenz dieser Zeitschrift durch Mundpropaganda weiter herumspricht und daß schließlich noch ein paar weitere Spieler und vor allem Spielleiter speziell aus United3-Systemen und Varianten sich in diesen Kreis einfinden und ihre Erfahrungen weitergeben werden...