NMR-Regeln: Spielertransfers

(Michael Schröpl)

Einleitung

Unter 'Spielertransfers' habe ich alle Vorgänge zusammengefaßt, die eine Änderung des Mannschaftskaders eines Vereins bewirken können, also Verkäufe an die Nichtliga, privater Handel, Käufe vom GM-Angebot und Käufe/Verkäufe über die Transferliste.

Nichtligaverkäufe

Die Regel 'Vereinsführung nach Standard-Weise' in United3 besagt:

"Hat der Verein mehr als 11 Spieler, so werden die überzähligen an die Nichtliga verkauft, und zwar möglichst die ältesten und stufenschwächsten zuerst."

Armer Verein, der vom GM nach dieser Weise geführt wird. Interpretieren wir mal in die Regel hinein, daß 'Alter vor Schönheit' gilt und nicht der V nT 2, sondern der MS III 6 zuerst an die Nichtliga verkauft wird. Aber warum eigentlich? Was hat Stan Dard davon, wenn er zwischen Runde 3 und 6 gezwungen wird, das Talent spielen zu lassen, statt des bis zur letzten Handelsrunde noch völlig tauglichen Altstars?

Die Grundidee, die hinter dieser Regel steckt, besagt, daß 11 die optimale Anzahl von Spielern ist, die ein Verein besitzen sollte. Diese Theorie ist heute jedoch längst nicht mehr haltbar. Sie mag für ein Team mit 60 WP Alter I zutreffen (was die Oberfoul-Regel explizit empfiehlt, die United3-Regel dagegen nicht). Während der Saison würde ich jedoch eine Zahl von 14-16 Spielern bei Saisonbeginn (um die Talente auf der Bank trainieren zu können) bzw. 12-13 Spieler nach der letzten Handelsrunde (um nicht völlig auf den Einsatz von Härte verzichten zu müssen) als sinnvoll ansehen.

Selbst wenn der Verein verschuldet wäre, müßte man sich Gedanken machen, ob die zusätzlichen WP auf dem Platz die Zinszahlungen nicht allemal wert sind, denn beim Kauf eines Spielers wird sich der Manager dieselben Gedanken machen müssen. Wann kann man schon einmal eine echte Verstärkung ganz ohne Kredit bezahlen? Und der geschilderte Fall reißt ganze 4 WP aus einem Team heraus! 4 WP, die man sich normalerweise nur dadurch kaufen kann, daß man einen MS III 6 durch einen sauteuren 10er Spieler ersetzt. Erschwerend kommt hinzu, daß Stan Dard nach derselben Regel selbst versucht, 'gute' Spieler zu kaufen (siehe unten).

Von Sonderspielern wie dem 'Cosmic Zap' (Muppets SC Darmstadt im Grinsenden Beobachter), der die Sondereigenschaft eines Spielers der gegnerischen Mannschaft unwirksam macht, wenn er in der diesem Spieler gegenüberliegenden Reihe aufgestellt wird, wollen wir mal ganz absehen. Ein solcher Spieler wird bei entsprechend mächtigen Sondereigenschaften anderer Spieler sicher auch als VMS V 1 seine Berechtigung haben - die Standardweise würde ihn jedoch sofort und mit höchster Priorität für 0 kKj an die Nichtliga verkaufen!

Ich kann mich nicht für einen automatischen Nichtligaverkauf von Spielern begeistern. Dietmar Pfohl selbst hat diese Regel in seinem eigenen Saisonbegleiter inzwischen abgeschafft. Dasselbe gilt für die Regel Oberfoul.

GM-Angebot

Wiederum zuerst ein Zitat aus der 'Standard-Weise' nach United3:

"Auf dem Spielermarkt bietet der Verein für neue Talente, Alter-I-Spieler und Alter-II-Spieler (letztere nur, wenn Stufe 8 oder höher), wobei er pro Stufe 40 KDM höher als der Nichtliga-Wert bietet (bzw. sein ganzes Geld)."

Mit wohlwollender Interpretation heißt "bzw." offenbar "wenn das Geld dafür selbst bei Verschuldung auf -1000 kKj nicht reicht" und "sein ganzes Geld" anscheinend "bis zur Verschuldungsgrenze". Oder?

Die Klassifikation der 'kaufenswerten' Spieler erscheint mir ziemlich willkürlich gewählt. Ich halte z. B. einen X V 10 für mindestens genauso wertvoll wie einen X II 8. Sonderspieler werden überhaupt nicht in Betracht gezogen. Ein Spieler kann für die eine Mannschaft wertvoll sein, für die andere dagegen völlig sinnlos (z. B. ein T II 8 für einen Verein, der bereits einen T I 10 besitzt). Ein Verein kann durchaus bereits 12 gute Spieler plus 3 Talente auf der Bank haben und bei ordentlicher Führung in der letzten Handelsrunde einen X II 8 für 480 an die NL verkaufen wollen, statt diesen für 800 kKj zu kaufen. Schlimmer noch: Stan Dard wird durch diese Regel in der letzten Handelsrunde gezwungen, beide Transaktionen durchzuführen und damit 320 kKj buchstäblich wegzuwerfen. Würde als schlechtester Spieler ein X V 8 für 0 kKj an die NL zwangsverkauft, dann hätte der Verein sogar 800 kKj sinnlos geopfert, um nach dem Altern ganze 160 kKj für den X III 4 wiederzubekommen.

Ein teurer Zwangskauf in einer frühen Runde der Saison kann einen Verein mit nur 11 Spielern ziemlich umbringen: Durch den Verkauf des 12. Schrottspielers bleibt der Verein beinahe am Anschlag von -1000 kKj und wird in den folgenden Runden ganz heftig Zinsen zahlen müssen. Das kann den Verein etwa 1 Million an Wertverlust in dieser Saison kosten.

Im Saisonbegleiter von Dietmar Pfohl ist diese Regel inzwischen modifiziert worden: Stan Dard bietet auf die entsprechenden Spieler nun pro Stufe 40 + 10 * <n> kKj über den NL-Wert, wobei <n> die Anzahl der Runden ist, die Stan Dard mit diesem Verfahren noch keinen Spieler erhalten hat. Dietmar Pfohl hat offenbar erkannt, daß man mit 40 kKj über NL-Wert heutzutage keinen Blumentopf mehr kaufen kann - genauer gesagt, keinen der besonders wertvollen Spieler, für die Stan Dard sich ja ausschließlich interessiert. (Einen X III 7 kann man sicher irgendwann mal für 560 kKj kaufen - einen X I 10 für 1200 kKj bestimmt nicht.) Im Kopfball bietet ein NMR-Verein klägliche 20% über dem NL-Wert, bei denselben Einschränkungen für kaufenswerte Spieler. Also 960 kKj für den X I 10 - viel Erfolg, Stan Dard!

In Oberfoul wird bei einem NMR kein Versuch unternommen, einen Spieler zu kaufen. Das garantiert, daß kein Unfug passiert, es sorgt aber auch dafür, daß ein Drop-Out-Verein mit 3 Millionen kKj nicht seine zwei Riesenlöcher zukauft, so daß er wenigstens mithalten könnte.

Grundsätzlich halte ich diese automatische Kauf-Versuchs-Regel für eine gute Idee, wenn sie auf Vereine angewendet werden, die einen Kauf dringend brauchen können und dadurch finanziell nicht umgebracht werden. Auch sollte man die Auswahl der zu kaufenden Spieler erweitern. Die ursprüngliche Idee wird vermutlich gewesen sein, daß die NMR-Vereine nicht gerade den Müll zusammenkaufen, den vernünftige Manager gar nicht haben wollen. Allerdings kenne ich kein Ligasystem, in dem der GM nicht inzwischen eingesehen hätte, daß er Spieler wie einen M I 3 oder einen S V 5 gar nicht mehr anzubieten braucht. Wenn der GM das Spiel einigermaßen verstanden hat, dann braucht er auch keine Regel mehr, um seinen eigenen Stan Dard vor einem blödsinnigen GM-Angebot zu schützen. Ich werde anläßlich der Beschreibung des Handelswert-Konzeptes im nächsten Heft noch einmal auf diesen Punkt eingehen. (In den Hausregeln des Kopfball steht übrigens, daß Torleute bzw. Ausputzer nicht besser als Stufe 5 angeboten werden - hm ...)

Transferliste

Jetzt folgt eine kleine Überraschung: United3-Stan Dard kauft keine Spieler von der Transferliste. Genauer gesagt: Die NMR-Regel bzw. die Standard-Weise erwähnt einen Begriff 'Spielermarkt'; dieser Begriff wird sonst nur noch im Kapitel 'GM-Angebot' erwähnt. Woraus man wohl folgern muß, daß die Transferliste damit wahrscheinlich nicht gemeint ist.

Andererseits: Wieso eigentlich? Worin unterscheiden sich Spieler vom GM-Angebot und von der Transferliste? Warum sollte Stan Dard Spieler vom einen Angebot kaufen und vom anderen nicht - weshalb diese Vorurteile gegen 'gebrauchte' Spieler?

Genauso muß man sich fragen, ob der automatische Verkauf von Spielern an die Nichtliga für den Verein einen besseren Effekt hat, als wenn der bzw. die entsprechenden Spieler auf der Transferliste angeboten würde. Das hängt natürlich auch davon ab, wie gut der bzw. die betreffenden Spieler sind; Schrott bringt bei der NL schneller Bargeld, bei starken Spielern dagegen lohnt es sich eventuell, eine Runde zu warten und dafür mehr Einnahmen zu kassieren. Diese Entscheidung kann eine NMR-Regel einem Verein aber unmöglich abnehmen.

Privater Handel

Es gibt zwei unterschiedliche Verfahren, nach denen zwei Spieler einen privaten Handel abschließen können: beide Manager können dem GM übereinstimmende Angaben einreichen, oder sie können einen gemeinsam unterschriebenen Vertrag einreichen.

Der erste Fall ist leicht zu behandeln: Bei einem NMR fehlen mit Sicherheit die Angaben eines der beiden Handelspartners, also wird der Handel ... na, was wird er? Die Regel 9.2. der United3-Regel besagt, daß

  1. die Angaben in alle relevanten Punkten übereinstimmen müssen, aber
  2. nicht gemachte Angaben als Übereinstimmung mit Angaben des Partners gelten.

Als GM fühle ich mich hier von den Regeln ziemlich alleingelassen. Was sind "relevante Angaben"? Soll das etwa heißen, daß ein Manager einen Handel so formulieren kann, daß er einem anderen Manager einen Spieler klauen darf? Ist die Anzahl der gehandelten Spieler "relevant"? Die Stufe? Das Alter? Die Fremdeinsätze? Die DP? Der Name? Sage mir keiner, ein ausgebuffter Profi würde nicht versuchen, einem Anfänger einen Spieler mit 8 DP unterzuschieben, ohne ihm das zu sagen. Ich jedenfalls habe das alles schon probiert, als wir noch nach United3-Regeln gespielt haben. Selbst in einem Oberfoul-System ging das tadellos - und da der Handel nach den Spielen lag, mußte mein ehemaliger Spieler bei seinem neuen Verein sogar gleich eine Sperre absitzen ...

Je länger man darüber nachdenkt, desto eher kommt man auf die Idee, Pfuschhandel zu probieren. Der zweite Ansatz mit dem "von allen Seiten unterschriebenen Vertrag" (in United3 darf ein Handel auch von mehr als zwei Handelspartnern abgeschlossen werden - mit grauenhaften gegenseitigen Anhängigkeiten) hilft da überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es kann durchaus vorkommen, daß ich von einem eventuellen NMR eines Mitspielers erfahre (z. B. als regionaler Spieler mit täglichem Kontakten zum GM: "Hast Du den Zug vom Soundso schon ?"). Vielleicht weiß ich sogar, daß ein Mitspieler in Urlaub ist ... Irgendwie kann man ja mal einen privaten Handel mit einem solchen Manager abschließen: "Schick' mir mal den Vertrag, ich werde ihn schon beim GM einreichen." Und dann kleinere Änderungen an den Daten - "Der hat doch gerade letzte Runde diesen M IV 9 gekauft, den er sicher noch nicht trainiert hat" und den man in diesem Handel hineinmogeln kann. Die Unterschrift hat man ja schon mal - wie soll der GM wissen, daß der Vertrag eine Fälschung ist? Den Geldbetrag kann man ja so manipulieren, daß der Vorteil für den Betrüger nicht so offensichtlich wird.

So verdirbt man United-Neulingen das Spiel allerdings gründlich. Die Methode der unterschriebenen Verträge scheint daher bei immer weniger GMs beliebt zu sein; in Oberfoul und in Dietmar Pfohls Hausregeln ist sie längst abgeschafft worden. Im Kopfball wird allerdings ein solcher Vertrag explizit mit den Worten "am zweckmäßigsten" beschrieben ...