Die Teilnehmer

Die Völker Die Staaten Zeit für Zugabgabe und Auswertung
Aquarianer Elben Giganten Kleinlinge Atlantis Keywânema Mu Thanatos

Die Völker

Die Aquarianer (Martin Ahlemeyer / Standby: Henry Springer)

Martin fing technisch stark an, versackte aber durch seine beruflichen Probleme zunehmend in Zeitnot und vernachlässigte die Diplomatie dabei sträflich. Seine im Szenario benachteiligte Position ließ sich ohne Verbündete nicht reparieren. Zuletzt kamen ein paar dicke Schnitzer dazu (den kostbaren (bt) ausgerechnet auf immune Tr verschossen, KILL auf einen V usw.), was den Widerstand gegen Atlantis nicht gerade stärkte.

Während meiner Suche nach einem (weiteren) Standby fertigte ich selbst - mit ausdrücklicher Genehmigung von Atlantis! - einen Zug für die Aquarianer an (auch der - dann endlich gefundene - Standby stimmte bei der Übergabe telefonisch zu, lieber meinen Zug zu nehmen als die Partie bis zu seiner Einarbeitung anzuhalten); dies war die "Übergangsregierung" der Aquarianer, die erstmals nach langer Sendepause (die Schweigsamkeit von Martin war bereits sprichwörtlich geworden) Nachrichten an die benachbarten Völker schickte und den Elben die überzählige zweite Krone schenkte (in der Hoffnung auf magische Unterstützung und Schutz für Biskra).
Im Nachhinein betrachte ich das natürlich mit sehr gemischten Gefühlen, denn unglücklicherweise (für Atlantis) riet ich ziemlich toll und eroberte mit unterlegenen Kräften durch einen überraschenden Konvoi einer für Jens vorher nicht sichtbaren aOr(SP) ein Heimat-SC zurück. Yogi war zunächst extrem unglücklich, nahm die Entscheidung aber sehr sportlich hin - und überrollte anschließend den weniger glücklich ratenden Henry Springer ziemlich gnadenlos.

Henry - aktueller Gilgamesch-GM im Rhein-Neckar-Zine - machte schließlich das Beste aus der hoffnungslosen Position, kommunizierte (trotz ebenfalls massiver Zeitnot) mit allen Nachbarn, konnte aber dem entschlossenen Atlantis-Spieler nur noch wenig entgegensetzen. (Die Idee, die neutrale Seeschlange für einen Gegenschlag einzusetzen, der Atlantis sicherlich heftig überrascht hätte, kam ihm einen Zug zu spät.)

Die Elben (Roland Röllig & Claus Neumann)

Die verschlafene Startphase mit zugegebenermaßen etwas unglücklichen Würfelwürfen beim Entdecken warf die Elben erst mal weit zurück. Die unzähligen El-Einheiten (mit lauter verschiedenen Zaubersprüchen) auf engstem Raum optimal anzuordnen erwies sich als ziemlich schwierig - einmal rasselte durch einen Schreibfehler ein halbes Dutzend Einheiten in einen Auffahrunfall ... ständig sah es im Elbenland aus wie am Frankfurter Kreuz zur Hauptverkehrszeit.

In richtiger Erkenntnis der militärischen Gesamtlage warfen die nach drei Seiten durch Völker als Nachbarn abgesicherten Elben schnellstmöglich alle verfügbaren Kräfte an die Nordfront, um die überlasteten Kleinlinge zu retten. Als der Motor erst einmal lief, spielten Claus und Rolrol die geballte magische Potenz der Elben voll aus; den Erstschlägen gegen Keywânema und Thanatos - jeweils mit Fa in ein PRA-Feld - folgte massiver Figureneinsatz, der beide Gegner zunächst überrumpelte.

Diplomatisch waren die Elben besonders aktiv und verfaßten ausführliche Berichte an alle verbündeten Völker. Claus begeisterte sich zudem auch für das Kodierungsproblem der Ausrichtungen - während mich hier sämliche gestandenen Mathematiker bzw. Informatiker ziemlich enttäuschten, knackte er dank freundlicher Informationen der übrigen Völker schon früh das Gleichungssystem, behielt seine Weisheit aber lange Zeit für sich.
Ein besonderes Element ergab sich in der Presse, die beide Spieler abwechselnd verfaßten. Pedl für Keywânema hatte schon nach zwei Nachrichten Rolrol an Drucker und Tonfall erkannt; als die erste Nachricht von Claus kam, wurde er wieder unsicher ...

Unbedingt erwähnen muß man die aNi1, die in einem Sumpffeld mitten in der Land-Front zwischen Elben und Thanatos entdeckt wurden und den Elben für 5 quälende Jahre alliierten. Nacheinander versuchte Rolrol, sie zu bewegen, sie konvoien (!) und unterstützen zu lassen - alles erfolglos, weil alle Nachbarfelder zu trocken waren ...

Die Giganten (Lukas Kautzsch)

Zweifellos ist Lukas, gleichzeitig ja GM von KapGilgy01 im Rhein-Neckar-Zine, mit seiner großen Erfahrung aus vielen Partien eine Bank für ein solides und starkes Spiel. Da fällt es schon auf, wenn er ausnahmsweise mal einen SP aus einem Feld mit eigenem IMBA heraus zu zaubern versucht - und das dann auch noch auf Verdacht für den Fall, daß sein Priester vorher erschossen würde ... Technische Fehler von seiner Seite kamen einfach nicht vor - bis auf ein übersehenes Scharmützel gegen Ende der Partie. Seine Schlacht gegen Helms Mu war technisch auf höchstem Niveau und ein Leckerbissen für mich als GM.

Auch diplomatisch lange Zeit sehr aktiv (die lustige Historie über seine Entdeckungsphase zu lesen war ein Genuß, die sollte man unbedingt im Enkidu veröffentlichen) und vielseitig bemüht versuchte er, das Beste aus seiner schon früh "ausgespielten" Position zu machen.

Der interessante Versuch, Keywânema zum Überlaufen zubewegen, wäre bei einem anderen Spieler in dessen Lage vielleicht gelungen, kam aber eher schon zu spät - inzwischen hatte Mu seine Prioritäten überdacht und Keywânema schweren Herzens ein Bündnis angeboten.

Ab dem 4. Spieljahr waren auch Lukas' Züge öfters von Zeitnot geprägt - trotzdem raffte er sich immer wieder auf, um im Abwehrkampf gegen die überlegenen Kräfte von Mu wenigstens Zeit zu gewinnen.

Die Kleinlinge (Ralf Arnemann)

Vor vielen Jahren hatte Ralf einmal Gilgamesch gespielt; als Dippy-erfahrener Strategie- und Verhandlungsspieler, erprobt in diversen kommerziellen Indi-Spielen (wir hatten schon Mitte der 80er Jahre gemeinsam Feudalherren ausprobiert) und mit SotN-Hintergrund aus der Frühzeit des Amtsblatts würde er hoffentlich genügend Potential haben, mit den 'fachspezifischen Cracks' mitzuhalten. Auf seine "Leistung" war ich denn auch am meisten gespannt.

Ralf war zunächst nicht so unglücklich über seine schlappen Kleinlinge, sah sich aber bald in eine Abwehrschlacht gedrängt, in der Feld um Feld verlorenging und hungrige Orcs seine Reihen lichteten.
Technisch ging ihm natürlich einiges daneben. Zwar mußte ich alles ziemlich hart auswerten, versuchte aber in der Auswertung allgemein, ihm allgemeine Tips für den adäquaten Einsatz seines Materials zu geben. Nach einer Weile kam dann auch noch eine erhebliche Zeitnot hinzu; ab dem 4. Tag kam praktisch kein Zug von ihm mehr vor ZAT an, und im Streß nahmen auch die technischen Fehler zu. Die Zeitnot ging dann auch zu Lasten der diplomatischen Aktivitäten - eine detaillierte taktische Absprache mit den Elben wäre ab dem 6. Tag dringend nötig gewesen.

Etwa im Jahr 06 zerriß ein bedauerlicher Doppelschlag seine zwischen zahlreichen Drachen fast uneinnehmbar aussehende Front:

Dennoch hielt er mit vorbildlicher Moral und Verantwortung durch - ein Teamspieler, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann!

Die Staaten

Atlantis (Jens Harbarth)

Yogi hatte - wie ich - an der ersten Gilgamesch-Testpartie mitgespielt und später selbst eine Gilgamesch-Partie geleitet, vor einigen Jahren aber die pbm-Szene weitgehend in Richtung Bridge (und Tabletop) verlassen. Dennoch war er - inspiriert durch Quest (wovon er den Film lange vor mir kannte und während der gesamten Partie meine Karten einsehen konnte) Feuer und Flamme für diese Partie.

Mit zielgerichteten, kreativen Aktionen zwang Jens die Aquarianer schnell in die Knie, stolperte dabei zwar mehrfach über Regeldetails (unvergeßlich die "sichere" Eroberung von Enggano durch den Scr(BRSK) auf die - leider immunen - Fa, die sich dann 1:1 mit den Fa von Mu im ungeschützten Zentrum der Aquarianer auspatteten, oder die beiden simultanen Langstrecken-Konvois überkreuz - mit leider vertauschten Konvoiflotten), ließ sich aber angesichts seiner stetigen militärischen Erfolge nicht entmutigen und wurde letztlich immer sicherer in seinen Aktionen.
Diplomatisch zeigte Yogi viel Fingerspitzengefühl - sein Friedensvertrag mit den Giganten bei beidseitiger Kündigungsmöglichkeit im SonAu-Zug, also mit einem Zug Vorwarnung, war eine tolle Idee und gab ihm Optionen in alle Richtungen.

Über meinen Standby-Zug für die Aquarianer war Jens natürlich zunächst sehr unglücklich, weil er auf einen schwachen Zug des Originalspielers gehofft hatte. Insbesondere wollte er mit einem massiven Mordanschlag wertvolle Artefakte erobern, die ich jedoch - angesichts der erkennbaren Gefahr des sichtbaren (ri) gegen den L(am)(zb) - sicherheitshalber wegzog. Er änderte seinen Zug aber nicht, obwohl er wußte, daß nun ich sein 'Gegner' sein würde ... und später fielen ihm die Artefakte durch einen von Henry vergessenen Rückzugsbefehl dann doch noch zu.

Nennen muß man noch die aufeinanderfolgende zweimalige Entdeckung von aMe plus sK zu Beginn der Partie, welchen dank KILLs von Thanatos (auf Verdacht - ein feindlicher sK vor ihrer Küste war ihnen suspekt) bzw. den Aquarianern (bereits im Kriegszustand) jeweils ungefähr einen Zug lang lebten ...

Keywânema (Pedl Rau / Standby: Uwe Hofmann)

Pedl ging wahrscheinlich an seiner emotionalen Spielweise zugrunde. Als die Giganten ihm "sein" Zentrum an der Grenze vor der Nase wegschnappten, schaltete er auf stur und holte ohne Rücksicht auf Verluste den großen Hammer heraus. Das führte dann zum Einfall von Mu in das vernachlässigte Hinterland Keywânemas - und als auch der sich nicht sofort kooperativ zeigte, hatte Pedl keine Lust mehr und stieg aus der Partie aus.
Technisch hatte Pedl sich nichts zuschulden kommen lassen, aber diplomatisch fehlte es ihm sowohl an Geduld als auch an kreativen Kompromißvorschlägen.

Bei Uwe Hofmann, dem Sieger von Quantum Vis (aufgrund seines ausführlichen Partieberichts hatte ich ihm die Standby-Position angeboten), war für mich nicht immer zu erkennen, was er wollte - das kann auch an den fehlenden Anmerkungen zu seinen (handschriftlichen) Zügen liegen. Seine Presse gegenüber den Elben sicherte ihm einen Todfeind; überhaupt fehlte das Bestreben, einen zuverlässigen Verbündeten zu finden. So stand Keywânema in seiner schwersten Zeit völlig alleine da.
Technisch waren die Züge recht gut, ein paar kleinere Fehler während des Elbenkrieges taten allerdings weh.

Mu (Helmut Franke)

Bei Helm, dem GM von World Of Confusion, hatte ich während der gesamten Partie den Eindruck, daß er meinem Ideal des Spielers am nächsten kam:

Als er die eroberte Hauptstadt Keywânemas nicht halten konnte, holte er mit diplomatischem Druck die Ausrichtungen aus dem Standby heraus und brach danach zähneknirschend, aber bewußt seinen Angriff ab, richtete eine Sicherheitszone ein und wandte sich mit Mann und Maus den Giganten zu. Auch diese verrieten ihm später in der Not ihre Attribute - und unterschrieben damit praktisch selbst ihr Todesurteil.

Seine Züge kamen fast immer recht früh - offenbar war Helm voll mit dem Herzen dabei und litt nie unter erkennbarer Zeitnot, was seinem Spiel natürlich zugute kam. Eine bärenstarke Leistung! Kein Wunder, daß er gleichzeitig auch noch seine Position in KG01 im letzten Zug zum Sieg führen konnte.

Thanatos (Bernd Lautenschlager)

Ich hatte Bernd zuvor als GM in Quest, also 'nur' The Song of the Night, erlebt und dabei einige Auswertefehler einklagen müssen.

Um so positiver bin ich daher von seiner Leistung als Spieler überrascht: Regeltechnisch fast ohne Fehler, die Züge mit vielen Anmerkungen interessant zu lesen. Bernd half mir zudem über einige meiner eigenen Auswertefehler hinweg und verhinderte andere durch präventive Angabe seiner Absichten, diffiziler Sachverhalte und Stärkeberechnungen aller Einheiten.

Er beschränkte sich allerdings weitgehend auf seinen eigenen Spaß beim Spielen und vernachlässigte darüber das Gewinnen, was in einem balancierten Mehrpersonen-Verhandlungsspiel so eine Sache ist - das kann die Partie auch entscheiden ... so hatte Helm wenig Chancen, ihn zu einer Kooperation gegen den Tabellenführer Atlantis zu überreden.

Sehr stilvoll die Nachrichten zwischen ihm und den Kleinlingen - ständig hatte ich das Gefühl, daß sich hier zwei Gentlemen gegenüberstanden, die nur durch das böse Schicksal in feindliche Lager getrieben worden waren. Auch während der fetzigsten militäischen Auseinandersetzung schrieben beide Seiten unermüdlich Nachrichten, in der Hoffnung auf eine politische Alternative ...

Zeit für Zugabgabe und Auswertung

Zu Beginn der Partie war über den ZAT-Rhythmus abgestimmt worden, und fast alle Spieler waren für 2 Wochen und sogar einverstanden, sich einem Wunsch nach noch schnellerer Abwicklung der Partie anzupassen.

Es gibt mir sehr zu denken, daß fast alle Spieler über weite Strecken der Partie massive Zeitprobleme bekommen haben. Obwohl sich einige Spieler erkennbar positiv über diese Partie geäußert haben, bedeuten Zeitprobleme doch immer die Existenz anderer, wichtigerer Interessen. Sind die Gilgamesch-Cracks generell dabei, ins Privatleben abzudriften - oder hat dieses Szenario Euch wirklich so heftig gefordert?

Ich hatte genügend Zeit für dieses GMing, obwohl ich die zusätzliche Belastung oft genug deutlich spürte (mehrfach wurde es knapp, meine ZATs in eigenen Partien einzuhalten). Aber meine Art von Privatleben ist ja nun auch nicht der Standard.

Die Dauer meiner Auswertung litt hauptsächlich durch die zuletzt regelmäßig 10-14 Tage nach ZAT eintreffenden letzten Züge - und der Versuch, bereits vorliegende Züge teilweise auszuwerten (ich war lange Zeit ziemlich "gierig" auf die Ergebnisse der neuen Züge), führte mehrfach zu schrecklichen Auswertefehlern (einmal ließ ich einen komplexen Transmittersprung zu, obwohl ein Nachbar einen PRA auf das entsprechende Feld gesprochen hatte und damit das Gebäude eliminierte - das hatte ich dann sogar noch begriffen, aber die Bewegung war irgendwie bereits als erfolgreich abgehakt). Zum Glück traten diese Fehler aber fast nur bei den besonders regelfesten Spielern von Mu und den Elben auftraten und ließen sich nachträglich oft noch korrigieren.