Korrektur

In der letzten Auswertung war der türkische Zug A Rum-Ukr fälschlicherweise unterstrichen. Die Karte war korrekt, aber nicht bindend. Beide Militärspieler sind aber offenbar von der korrekten Position ausgegangen, so daß ich eine ZAT-Aussetzung nicht für notwendig halte. (Ich selbst habe den Fehler auch erst beim Eintippen der neuen, fertig ausgewerteten Züge entdeckt, als ich nach der A Ukr suchte.)

Die Lage

Im vorletzten Zug der Partie zieht TURKEY endlich nach ADR und macht massiv Druck auf den Stiefel. Daß Armontillado dabei nicht TYS verloren hat (F Nap S F Rom-TYS wäre mir sicherer erschienen), liegt wohl daran, daß es für Crassus keinen Wert mehr hat; A Ven-Rom hätte dafür gereicht und nichts gekostet. Ven war eh nicht mehr zu halten, weil der türkische Durchbruch nach Tyr unvermeidlich war und Armontillado es im letzten Zug ja wohl kaum mehr falsch machen kann ... naja, wenn Crassus noch eine Weile über seinen Zug F MID-WMS nachdenkt, wird er vielleicht auch eine sinnvollere Alternative sehen. Nein, das war nicht egal ...

Im Norden wird Armontillado allerdings nicht glücklich über die Stellung sein. Versuchen wir mal, seine Möglichkeiten zu sichten.

Die englische A Pet hat nur zwei mögliche Züge: Entweder sie zieht nach Mos oder sie unterstützt den Konvoi nach Lvn. TURKEY muß noch nach Mos hinein ziehen, um das Feld zu erobern; das macht für den letzten Zug eine Stärke Differenz aus. Stünde in Nor auch noch eine englische Armee, die nachrücken könnte, dann wären es zwei Stärken, und der Zug nach Mos wäre Pflicht für ENGLAND - so, wie die Einheiten standen, ist aber beides sinnvoll, um TURKEY ggf. in Mos auszupatten. TURKEY muß in beiden Fällen nach Mos ziehen, um eine Stärke für den letzten Zug zu sparen; eigentlich spart man die Stärke nur, wenn man sofort hinein kommt, aber der andere Fall, nämlich daß TURKEY mit überlegener Stärke Mos im letzten Zug einschlägt, scheidet mangels vorhandener Einheiten (mindestens zwei in Feldern benachbart zu Mos, aber nur eine englische in oder neben Mos) beinahe aus. Wenn TURKEY Mos besetzen will, dann sinnvollerweise jetzt. Schwieriger war der Zug der T A Pru - die mußte nämlich raten, was sie wo bewirken kann.

Sie hätte in Lvn den Engländer auspatten können, falls der ebenfalls nach Mos wollte. Dann aber wären Lvn und Mos leer geblieben und auch in War stünde keine eigene oder befreundete Einheit, da sich die russische A Gal bestenfalls mit der deutschen A Sil auspatten wird (letztere hat kaum einen sinnvollen anderen Zug, auch in Gal würde sie nichts mehr reißen können). Und eine russische Einheit im türkischen Zentrum War wäre für den letzten Zug auch keine tolle Unterstützung gewesen - eigentlich sogar überhaupt keine, denn sie erobert ein türkisches Zentrum zurück, und abgeschnitten wird sie von GERMANY wahrscheinlich auch noch.
TURKEY bekommt in dieser Variante also keine zwei Armeen neben Mos und wird das Zentrum nur vor der englischen Eroberung (!) schützen können, wenn Crassus gierig sofort nach Mos zieht, statt erst mal sicher die zweite Armee nach Lvn zu konvoien. In dieser Variante muß Armontillado also auf einen Fehler des Gegners hoffen, um nicht den Super-GAU auszulösen.

TURKEY hat offenbar zu wenig Masse für die Eroberung von Mos und muß den Feind überlisten. Nützt es etwas, den Engländer mit A Pet S A Den-Lvn ins Leere schlagen und eine Stärke verschwenden zu lassen? War ist bereits türkisch, Mos nicht; Crassus wird mit Lvn Stärke 2 auf Mos und (mit GERMANY wahrscheinlich) Stärke 1, vielleicht ebenfalls 2 auf War entwickeln können. Also muß TURKEY mit seinen maximal drei, vielleicht vier relevanten Einheiten vor dem letzten Zug bereits in Mos stehen, eine weitere Einheit zur Unterstützung daneben haben und zudem noch eine, besser zwei neben dem leeren War stehen. Geht das denn irgendwie?

War muß dabei wirklich leer bleiben, denn bei erfolgreichem deutschen A Sil-War droht ja auch noch A Mun-Sil, und das würde War dann mit Stärke 2 halten, TURKEY bräuchte also drei Stärken zur Rückeroberung. Auch RUSSIA darf in diesem Zug nicht die türkische Armee nach War unterstützen - denn wenn das gelingt, dann droht GERMANY ebenfalls mit A Sil-Pru, A Mun-Sil einen zweiten sinnvollen Zug zu bekommen. Es muß unbedingt ein Patt her, damit im letzten Zug wiederum die T A Pru erneut War alleine frei patten kann; gelingt das nicht, braucht Armontillado eine vierte Einheit. War und Mos werden sicherlich beide angegriffen werden, einander also nicht helfen können - das vereinfacht die Analyse.

Was also hätten TURKEY und RUSSIA nun tatsächlich finden müssen? Zuallererst unbedingt T A Pru-War in der Hoffnung, daß GERMANY wirklich nach War zieht und nicht spekulativ nach Pru. Dann natürlich A Ukr-Mos, und als deren einzige theoretisch mögliche Unterstützung für den letzten Zug: R A Gal-Ukr! Jetzt ist die Eroberung von Mos gesichert (diese beiden Einheiten halten das bereits besetzte Mos mit 2:2), und auch in War sieht es gut aus: Gegen eine mögliche deutsche Umzingelung rettet A Bud-Gal als vierte Einheit den Tag!

Galizien ist also das Schlüsselfeld in dieser Situation: Einerseits muß die russische Armee dort weg, um Mos zu retten, andererseits muß eine weitere türkische Armee dorthin nachrücken, um War zu schützen. Nur leider hätte das alles ausgerechnet der Vasall Pumuckl ebenfalls sehen müssen ... deshalb sind Doppelkontrollen in KapDip nun mal so wertvoll. Armontillado sollte dringend mal nachrechnen, wieviele SP ihn die Übernahme von RUSSIA gekostet hätte - sicherlich weniger als der Verlust eines Zentrums an den Erzfeind.
Tatsächlich schaffte es von den drei östlichen Einheiten nur eine einzige, ihre Aufgabe zu erfüllen. So kann ENGLAND nun also Mos nicht nur freipatten, sondern sogar selbst erobern, während TURKEY noch nicht mal War absolut sicher hat - das wird im letzten Zug übrigens nach mal ein netter Spaß, bei dem vier verschiedene Spieler mitraten dürfen.
Eine zusätzliche F BLA statt der wirkungslosen F Gre hätte Mos übrigens für TURKEY retten können: Einfach A Con-Seb statt des nutzlosen A Con-Bul.

Die letzten Züge einer solchen militärischen Erdrutschpartie sind Diplomacy-technisch meistens recht anspruchsvoll, und fast nie gibt es einen sicheren besten Zug. Dennoch lohnt es sich, nach ihm zu suchen, denn aufgrund der Polarisierung bei den Anlagewährungen macht es meistens mehrere hundert Siegpunkte aus, im letzten Zug ein Zentrum zu retten.
Nur um eine exotische Variante schnell noch zu erwähnen: Crassus hätte die türkische A Pru mit A Pet-Lvn, F BAL S F Ber-Pru, A Sil-War, A Mun-Sil eliminieren können - nicht, daß der Verzicht auf den Konvoi nach Lvn für die Eroberung eines weiteren englischen Zentrums sinnvoll gewesen wäre, aber auch der Verlust von War an GERMANY würde Armontillado bitter weh tun.

Entsprechend engagiert sollte Equipe Tricolore jetzt von seinem Kontrollrecht über GERMANY Gebrauch machen, denn die Zahl der zu rettenden Zentren würde ich mich in dieser Stellung nicht exakt anzugeben trauen ... eigentlich sogar nicht mal die SC-Zahl irgend einer der noch lebenden Nationen.

Weiße Presse

Armontillado an Pumuckl:

"Unterstütze bitte meine A Pru bzw. meine A Lvn bzw. meine A Sil (falls die A Pru dorthin vertrieben wurde) im Angriffszug nach War!!!! Vielen Dank!!" (* Hm ... es gibt Situationen, da wäre keine Presse besser gewesen, beispielsweise wenn der Partner einfach richtig raten muß. *)