Die Lage

Zum türkischen Flottenzug vom letzten Mal: Zunächst einmal hätte F AEG-ION von ITALY leicht ausgepattet werden können. Melanie hätte nur begreifen müssen, daß das einzige Zentrum mit realistischer Überlebenschance bis Partieende in Tun liegt, also Tri und Ven abschreiben und mit beiden Flotten auf ION schlagen. Es reicht nämlich, wenn damit auch nur ein einziger Zug an Zeit gewonnen wird, bis englische Flotten zu Hilfe kommen können - Tun überlebt bei jeder Besetzung seiner vier Nachbarfelder mit Einheiten, solange nicht drei davon derselben Nation angehören.
Dann aber wäre auch F Smy-AEG gescheitert, so daß TURKEY einen kompletten Zug verloren hätte, ohne seine Position im Mittelmeer auszubauen! F Smy-EAS wäre die sichere Variante gewesen: Klappt der Zug nach ION, dann ist nichts verloren, klappt er nicht, ist eine weitere Einheit angrenzend zu ION verfügbar. War das also einfach ein Fehlgriff von Armontillado?

Der Zug hat immerhin auch einen positiven Effekt: Mit einer F AEG ist ein sofortiger - und für unerfahrene Militärspieler ohne Vorwarnung leicht zu übersehender - Konvoi der A Bul über AEG und ION nach Apu möglich!
Selbst wenn Crassus als offenbar guter Militärspieler das merkt, kann er es sich nicht leisten, dies mit A Ven-Apu zu parieren, denn ITALY droht mit Stärke 2 auf Ven zu prügeln, obwohl dies seinem Kontrolleur Melanie, die mehr Pfunde als Piaster besitzt, sogar schadet: Ven ist für ITALY auf keinen Fall bis Partieende zu halten. Dies alles aber Melanie per Presse zu erklären, dafür reicht die Zeit nicht.

Armontilado spielt aber nicht den durch seine Mutprobe ermöglichten sicheren Konvoi nach Apu, der sofort Druck auf Ven und Rom ausgeübt hätte; beide Zentren wären bis Partieende problemlos türkisch, Tun allerdings wahrscheinlich englisch geworden.
Offenbar will Armontillado also mehr und bricht deshalb optimistisch nach TYS durch. TURKEY braucht dieses Feld, um Tun vor ENGLAND zu beschützen, und wer weiß, wann er noch jemals dort hinein käme, zumal ihm die F F Rom nicht eben freundlich gesonnen ist.
Sein Zug gelingt allerdings überhaupt nur, weil ITALY dies nicht mit dem logischen Verteidigungszug F Tun-TYS verhindert - niemals wird TURKEY es wagen, auf seine beiden besseren Optionen zugunsten des unrealistischen F ION-Tun zu verzichten!
Und selbst dann hätte es für ITALY noch die theoretische Hoffnung auf ein Patt mit der F F Rom gegeben. FRANCE setzt allerdings korrekt auf die wahrscheinlichsten Züge und schneidet deshalb die türkische Unterstützung aus Nap ab: Der Zug nach Nap konnte kaum verkehrt sein.

Zu diesem aktiven türkischen Flottenzug paßt allerdings nicht der Zug beim Nachrücken. F Gre-ION erlaubt zwar weiterhin den Konvoi nach Apu, aber F AEG-ION ist aktiver: Eine F ADR würde sowohl für den Konvoi als auch für weiteren Druck auf Ven dringend gebraucht. Wenn Armontillado den Konvoi also nicht schon jetzt spielen wollte, hätte er diese Idee besser ganz aufgeben und dann mutig F AEG-ION und F Gre-Alb ziehen sollen - Tempo, Tempo, solange man noch nicht gegen ENGLAND, sondern nur gegen marodierende Mittelmeermächte spielt! Wenn ITALY ihn im letzten Zug nicht in ION ausgepattet hat, wieso sollte Melanie das jetzt versuchen? Und schlimmstenfalls wäre vielleicht der Zug nach ION verloren gegangen, so aber ist die T F ADR praktisch kaum noch zu schaffen, obwohl das dort entstehende Machtvakuum zu sehen war. Gerade wenn TURKEY sich mit der F TYS einen schlagkräftigen Flottenverband an die Front stellt, kann es im nächsten Zug nicht damit rechnen, jetzt die F ION für einen Konvoi übrig zu haben.
Denn ION könnte nun sehr wohl etwas anderes zu tun haben, als eine Armee zu konvoien: Zu allem Überfluß baut Melanie nämlich auch noch freiwillig die wichtige Flotte in Tun, ihrem letzten Zentrum, ab! Dafür behält sie eine völlig umzingelte, chancenlose Armee in Tyr, was wiederum GERMANY etwas Ärger bereiten kann. Das Erraten der italienischen Militärzüge gehört nicht wirklich zu den dankbaren Aufgaben in dieser Partie.
Andererseits hätte auch Crassus versagen können: Er braucht nur gierig Spa und Mar umfärben, statt mit der F WMS der F Tun zu Hilfe zu kommen, dann erobert TURKEY im nächsten Zug mit F ION S F TYS-Tun das Zentrum und hat wieder keine Zeit für einen Konvoi. In der Zwischenzeit aber ist die A Bul nach Gre gezogen und kann danach auch ohne F AEG konvoit werden, während diese Flotte bereits in ADR stehen sollte. ENGLAND hat das aber gesehen und wäre bei vier eroberten Zentren auch 1 short gewesen.
Diese Art der Betrachtung ist es, die 4-6 Züge vor Partieende notwendig ist, um zu erkennen, welche Projekte aus Zeitmangel aufgegeben werden müssen, um sich auf das noch Machbare zu konzentrieren.

Mit seiner F TYS hat TURKEY nun immerhin unverhofft den Doppelschlag auf Tun und Rom, was die englische F WMS nicht beides verhindern kann. Crassus hätte natürlich F SpS-WMS und F MID-Afr spielen können, dann hätte ENGLAND jetzt eine zweite Flotte an der Front. Aber das Umfärben von Spa von GERMANY nach ENGLAND war eben wichtiger ... der Kampfkauf von Equipe Tricolore reichte zwar nicht zur Übernahme von GERMANY, sehr wohl aber zur Verunsicherung seines Kontrolleurs und damit letztlich zur schnelleren Dezimierung von GERMANY. Denn das im Mittelmeer verlorene Tempo gegenüber TURKEY könnte ENGLAND jetzt durch die Umfärbung eines zusätzlichen deutschen Zentrums kompensieren müssen.

Ein kurzer Blick nach Norden: Dort fallen die 'kreativen' russischen Militärzüge auf. Pumuckl errät tatsächlich den Zug der F A Ruh-Mun, vergeigt dann aber mit seiner A Pru, in Ber die entscheidende Unterstützung nach Mun abzuschneiden, um Mun wenigstens mal frei zu halten.
Zudem vergißt er den Abbaubefehl für eine Einheit, so daß Eric Just bei gleicher Entfernung nach War die 'alphabetisch kleinere' Einheit in Pru abbaut, so daß die A Sil weiterhin dem befreundeten Türken im Weg herum steht. A Pru S T A Gal-Sil wäre zudem leicht zu finden gewesen; wie allerdings eine A Sil dem Sultan - der auch keine diesbezügliche Presse geschrieben hat - am besten helfen kann, ist eine ganz andere Frage. Die Koordination der Ostmächte ist noch ausbaufähig.

Crassus läßt an der Kontinentalfront eine ganze Menge Zentren hängen: FRANCE hätte sich störrisch zeigen und ein englisches Zentrum Bel oder Hol nehmen können, was Kontrolleur Tanzmaus mit einem Blick auf die SP-Tabelle unterließ. RUSSIA hätte Ber einschlagen können, wenn man sich nicht - wie der Gegner - auf Mun konzentriert hätte, denn Crassus war das Wegziehen deutscher Flotten wichtiger als das Verteidigen ihrer Zentren.
Zur Belohnung für den Mut ihres Kontrolleurs baut ENGLAND jetzt drei Armeen auf - irgendwer muß ja schließlich die deutschen Zentren in Frankreich besetzen, während die Flotten im Mittelmeer vollauf beschäftigt sind. Drei weitere Umfärbungen in Swe, Par und Mar wären also auch dann kaum zu verhindern gewesen, wenn Crassus die GERMANY-Kontrolle verloren hätte.

Fazit: ENGLAND hat sicher 15 SCs, TURKEY mit Mos sicher 14 SCs, GERMANY dürfte aus Mun und Ber in den verbleibenden vier Zügen kaum noch zu vertreiben sein. Wirklich gekämpft wird noch um Tun, Rom und Ven.
Selbst wenn TURKEY noch alle diese Zentren erobern sollte, waren die Pfunde in diesem Zug nach SP-Quotient zum Partieende bereits günstiger als Piaster. Diesmal sind immerhin beide Währungen gestiegen, was den Sparern nicht sonderlich gefallen wird.

Weiße Presse

Keine.