Die Lage

Crassus strauchelt im Westen: Im Überschwang kann sich seine Flotte in Por nicht für eine spanische Küste entscheiden und bleibt trotz militärischer Überlegenheit verwirrt stehen. Mit seinen kombinierten Einheiten dürfte er im nächsten Zug aber die französische Armee aus Hol und Bel fernhalten und ein weiteres Zentrum erobern können - und auch Spa ist ja nur aufgeschoben, auch wenn es in diesem Zug leichter zu knacken war als im nächsten.

Quasi als Gegenleistung verschenkt FRANCE zu allem Überfluß auch noch das letzte sicher zu haltende Zentrum Par - das einzige, wo Crassus mit seinen Flotten so schnell nicht hingekommen wäre! Gleichzeitig zieht Tanzmaus auch noch aus dem sicheren Tun heraus - wenn das in diesem Tempo weiter geht, dürfte FRANCE das Ende der Partie nicht mehr erleben.

Interessante Manöver dürfen wir im Kampf um Pet bewundern. Statt des sicheren F Nor-PeN plus F Swe-Fin und F BAL-BOT, wogegen RUSSIA dank seines Fehlers im letzten Zug nun keine Verteidigung hatte, zieht Crassus die F BAL nach Westen ab und erlaubt RUSSIA zudem den Zug A Lvn-Pet und A War-Mos - damit wäre Pet nun plötzlich mit türkischer Duldung doch zu halten gewesen! Und die restlichen drei russische Armeen aus einer Stellung in Pet, Lvn und Mos allein von der Seeseite her zu vertreiben, das kostet viel Zeit und Kraft.
Melanie findet den rettenden Zug aber nicht, sondern reagiert nach der unmotivierten türkischen Sabotage im vorangegangenen Zug allergisch und verteidigt sich nur nach Süden. (Das ist die Strafe für Armontillados überflüssiges Herumgezuppel: T F Seb, und RUSSIA hätte sich bis Partieende seelenruhig nur noch nach Norden verteidigt! Armontillado hat Crassus damit sicherlich 1-2 Zentren geschenkt und zudem eine kostbare eigene Armee viel zu lange vom wichtigen Balkan ferngehalten.)
Zurück ins nordrussische Eis: Selbst A Lvn-Pet alleine hätte schon etwas gebracht, nämlich die Drohung eines Rückzuges nach Nor, was die englische F NTH plötzlich an Nor gefesselt hätte - und die wird von ENGLAND derzeit dringend gebraucht, um Bel sicher einzuschlagen! Irgendwie hat Crassus wohl noch mal Glück gehabt, daß ihn sein gebremster Schaum nichts kostet ... und Ber überrennen seine Truppen derweil auch noch mühelos.

Auch Melanie hat mit ihren Militärzügen das verfügbare Potential keineswegs ausgeschöpft. Zunächst einmal wird RUSSIA zwischen Crassus und Armontillado automatisch zermahlen und ist wohl nur durch bedingungslose Unterwerfung unter einen der beiden Nachbarn strategisch zu retten. Den sicheren Verlust von Ber und Pet vor Augen und dann ohne Presse nur nach Süden verteidigen, wenn man bereits mehr Piaster als Mark besitzt, das ist eine zumindest fragwürdige Idee. Und taktisch wäre ihr wenigstens die Abgabe von Rückzügen dringend ans Herz zu legen: Weder die russische Armee in Pru noch die italienische Flotte in LYO (während gleichzeitig Rom und Nap ungedeckt sind!) stehen besonders glücklich. Dabei ist es doch der einzige technische Vorteil des Unterlegenen, aufgrund der ihm möglichen Bedingungen bei Rückzügen wenigstens auf die aktuelle Stellung optimal reagieren zu können - und Melanies Nationen haben derzeit reichlich Gelegenheit zu Rückzügen ...

Und in all diesem Chaos bricht TURKEY endlich durch! Auf dem Balkan ist die allgemeine Verunsicherung nach dem Kontrollwechsel von AUSTRIA groß genug, daß es diesen Kleinstaat sofort zerfetzt. Die Presse von Armontillado zu diesem Thema faßt letztlich das Hauptargument gegen solche Kamikaze-Coups gut zusammen - ich möchte nur ergänzen, daß ich als Armontillado es genießen würde, den Blindfisch plattzuhauen, der mir die einzige Coup-Möglichkeit der Partie ruiniert hat ... merke: Finger weg von Kleinstaatenkontrollen! Wohlgemerkt: Crassus hätte diesen Coup spielen dürfen - denn er hätte mit der sicheren GERMANY-Kontrolle weitere Armeen zu Hilfe schicken können! Und für ihn wäre das Risiko des Totalverlustes von ca. 6000 Kronen, nur um den Kronen-Kurs hochzutreiben, auch akzeptabel gewesen, denn zu gewinnen hätte es Versorgungszentren und Tempo gegen den direkten Konkurrenten um den Sieg gegeben! Also: Wer einen solchen Coup spielen will, der muß dabei nicht nur etwas zu gewinnen haben, er muß es auch mit einer nennenswerten Wahrscheinlichkeit aus eigener Kraft schaffen, ihn zu überleben.
Armontillado spielt nun also endlich mutig nach vorne, schlägt Bud dank italienischer Passivität und österreichischem Übermut ein, zieht fast alle Einheiten optimal nach (bloß die elende Armee in Seb gammelt weiterhin untätig herum, wärend die F BLA viel zu spät kommen wird, um im Mittelmeer noch irgend etwas Nennenswertes zu reißen - +F Smy für die Eroberung von Bud schon in 1907 mit russischer Duldung wäre einen Zug schneller gewesen!) und wird dafür reichlich belohnt: Das sinnlose Scharmützel zwischen FRANCE und ITALY um Tun beschert TURKEY endlich den entscheidenden Durchbruch nach ION! Und angesichts der leeren Durchzugsfelder in Nap bzw. Apu dürfte diese Flotte nun genügend Bewegungsfreiheit haben.

An der Börse wird weiterhin gespart. In Crassus' Position hätte ich übrigens volle Kanne Pfund gekauft, denn daß er im nächsten Zug beide Kontrollen verteidigen muß, ist ohnehin klar, und er hätte Sparern wie Tanzmaus oder mir den Pfund-Kauf im kommenden Zug damit teurer gemacht.
Daß gleichzeitig ausgerechnet Obersparer Klöbner sich mit einem 'Absicherungskauf' jetzt seinen Einstiegskurs ruiniert, ist natürlich nicht wirklich clever: Jetzt reicht sein Geld für weitere 9205 Pfund; ohne die gekauften 1000 Pfund hätte er jetzt aber 10486 Pfunde kaufen können. Die 'Absicherung' hat also 281 Pfund gekostet, wenn er jetzt welche kauft. Damit kein Mißverständnis aufkommt: Solche Absicherungen sind in normalen Spielsituationen zweifellos richtig - aber wenn man auf der Hälfte seines Geldes in bar sitzt und der optimale Anlagezug lebenswichtig ist, dann gibt es plötzlich ganz andere Prioritäten.

Beinahe hätte ich vergessen, den russischen Kontrollwechsel zu erwähnen. Melanie hat sich nämlich die Kontrolle für lächerliche 5 Rubel stibitzen lassen und gleichzeitig 100 Francs weniger verkauft in der irrigen Annahme, damit nach der FRANCE-Kontrolle zu greifen - das gute Mädel ist in der aktuellen Situation sichtlich überfordert. Für den eindeutig englandfeindlich investierten Pumuckl dürfte die Wahl der Richtung, in der sich RUSSIA im nächsten Zug zu verteidigen versucht, nicht schwer zu finden sein - schade, daß es wenig nutzt, außer TURKEY volle Handlungsfreiheit in Gal zu signalisieren.

So, dann wollen wir mal die SP-Quotienten ausrechnen. TURKEY bewerte ich mit Bud, dank Pumuckl mindestens 50% für Vie oder Tri, einer guten Zusatzchance für Nap und dem entstandenen Potential auf dem Balkan nun mit mindestens 11 Zentren, die der Nation mittelfristig nicht zu verwehren sind. Dann läge sein Quotient bei 51 - so schnell geht das bei einem Erdrutsch!
Crassus gewinnt Pet, Bel und Par sicher, deckt Bre über Spa und muß höchstens den Verlust von Vie befürchten! Die besten SP-Quotienten wären meiner Hochrechnung nach ENGLAND mit 10 Zentren für 44 und GERMANY mit 10 Zentren für 45; einer von beiden könnte aber auch nur 6 Zentren haben. Die richtige Crassus-Währung zu erraten ist also besser, als jetzt einfach Piaster zu kaufen - aber auch gefährlicher! Im letzten Zug Piaster zu 4.83 Kujambel (also für eine Quote von 44) zu kaufen, das wär's gewesen - schluchz ...

Weiße Presse

Armontillado an Tanzmaus:

"Danke für das Angebot, aber die Zugabsprache ist mir zu kompliziert. So habe ich mich entschieden, Bud selbst zu erobern." (* ... und zu warten, bis die dafür aufgebaute Armee auf dem Balkan einsetzbar sein wird - hoffentlich dauert die Partie dafür lang genug, es bleiben ihr nur noch 6 Züge! *)

Crassus an Melanie:

"Ich unterstütze mit meiner A Vie erneut Deine A Tri im Halten und bitte Dich, umgekehrt dasselbe zu tun. Solange Austria mit Turkey zusammenspielt, müssen wir uns aufs Halten der Stellung beschränken, und wenn Vie verloren geht, dann auch Tri." (* Ausnahmsweise ist diese Presse diesmal kontraproduktiv - ist Dir klar, wieso? Es war nicht leicht zu sehen - aber auch nicht unmöglich ... *)

Tanzmaus an Armontillado:

"Ich hoffe, Du kannst verstehen, daß ich erst mal sehen will ob Austria überlebt." (* Die Antwort auf diese offene Frage lautet 'nein'. Und nun? *)