"Intel Inside" (Michael Schröpl, für Amtsblatt 'pz', 1998-05-27)
Trick 17 eröffnet die Partie mit einer Siebenfachkontrolle! Mein Versuch, dasselbe zu tun, wirft mich erst mal auf den vorletzten Platz zurück. Zarathustra hat konservativ mit Quasi-NMR das meiste Geld flüssig gemacht. Nun also fröhliches Raten, was hingerichtet wird und was nicht ...
Trick 17 entscheidet sich für seine Lieblingsnation Turkey plus Vasall (diesmal Austria) - letzteren viel zu früh gekauft, wie auch der GM in seiner Analyse bemängelt. Dafür stellt er Germany als potenzielles Gegengewicht zu England und France gut, wie ich das damals in einer RNZ-Partie mit meiner Siebenfachkontrolle auch gemacht (und bis 1907 einen Start-Ziel-Sieg gelandet) hatte. Mit den zweitmeisten Piastern und der Kontrolle über England habe ich prima geraten; Mark Twain holt sich seinen alten Liebling France und bekommt Italy (bei drohendem SC-Verlust) umsonst dazu. Die vier Eckwährungen steigen, der Schrott in der Mitte bleibt billig.
Mark Twain führt einen auf - immerhin weiß er als France-Kontrolleur als einziger, daß seine nun 21982 Lira das dritte Zentrum behalten werden. Damit ist er nach SP klar vorne und gibt es ideales Feindbild ab. Trick 17 verliert seinen Vasallen, übernimmt aber Germany und hat Turkey auf 6 SC aufgepumpt. Fuzzy spart in diesem Zug und richtet Germany nicht hin - ersteres ist tödlich, letzteres erweist sich als nicht so schlimm.
GM Ahlemeyer veröffentlich seine Analyse, daß Mark Twain unbedingt France dazukaufen muß - was nicht allen Spielern wirklich recht ist. Der übernimmt wirklich ganz knapp France und nebenbei sogar Russia, während ich die Turkey-Kontrolle knapp vor Zarathustra an mich reißen kann. Trick 17 will lieber die England-Kontrolle, also von allem etwas und nichts richtig. Dafür habe ich vor lauter Piaster-Boom versehentlich England nicht schlecht genug gestellt, aber die Kontrolle verloren, was sich noch bitter rächen soll.
Jetzt pumpt Mark Twain wirklich alles in France rein, nachdem der GM ihm seinen "sicheren Sieg" vorgerechnet hatte (und dies später eifrig dementieren wird). Italy baut schon eine weitere Flotte auf und Mark Twain seine SP-Führung weiter aus. Ich kaufe fast als einziger nicht mit, weil ich meine kostbare Turkey-Kontrolle nicht gefährden will, und werde mit 8 SC für mein Land und Platz 3 nach SP belohnt. Schlußlicht Fuzzy übernimmt in seiner Verzweiflung England, das auf 5 SC steigt; der Rest spart. Extrem viel graue Presse, in der ich insbesondere das Feindbild gegen Mark Twain zu schüren versuche.
Jetzt gilt es. Alle Turkey-Mitaktionäre steigen überraschend deutlich in die soliden Pfunde ein (Trick 17 übernimmt dabei wieder die Kontrolle). Aber als Mark Twain versucht, sich mit 9500 Kronen den Sieg zu stehlen, setze ich ein Zeichen: 14000 Kronen und genug Liquidität, um im nächsten Zug die Turkey-Kontrolle sicher zu halten! Damit bin ich schon Zweiter, und Italy wird in dieser Partie seines Lebens nicht mehr froh werden, auch wenn Mark Twain scheinbau meilenweit in Front liegt. Russia ist längst sturmreif, eine Armee Austrias steht in Venedig. Wenn ich jetzt keinen Fehler mehr mache, muß ich die Partie gewinnen - so schnell wie ich im Osten kann England im Westen trotz kooperativem Germany unmöglich sein!
GM Ahlemeyer gerät zunehmend in Zeitnot, seine Auswertungen werden fehleranfälliger.
Es geht lo-hos: Italy fällt von 4 auf 3, Turkey steigt von 8 auf 9, allerdings auch England von 5 auf 6, so daß Trick 17 mich von Rang 2 verdrängt. Bis auf Mark Twain haben nun alle Spieler fast gleich viele Piaster, aber ich habe 1100 mehr als Ping Pong und werde in der Presse nun ebenfalls als Bedrohung angesehen.
Wieder heftige bugs in der Auswertung, und der GM klagt selbst auch laut darüber.
Weitere Konzentration im Militär: Mark Twain übernimmt Germany, um France zu stützen, Trick 17 kauft sich Russia zu seiner England-Kontrolle hinzu. Ansonsten wird gespart. Turkey steht derweil schon in Schlesien, Austria in der Toskana - alles sieht blendend für mich aus, zumal England nun von Mark Twain aufgehalten werden könnte. Sicherheitshalber biete ich dennoch Mark Twain an, Austria mit italienischen Zentren zu füttern, was meinen türkischen Mitbrüdern wahrscheinlich nicht so recht schmecken wird.
Der GM gibt den ZZV-ZAT auf, um mehr Zeit für die Auswertung zu haben.
Das ist er, mein spielentscheidender Fehler: Der Kauf von 3000 spottbilligen Francs (Trick 17 macht exakt dasselbe) kostet mich die Liquidität, im nächsten Zug die Kontrolle über Turkey zu verteidigen. Lächerliche 418 Piaster werden mich nach dem nächsten Zug vom automatic win trennen, weil Zarathustra aggressiv gespart hat! Es darf einfach nicht wahr sein - das kriege ich nie wieder repariert ...
Dabei steigt France sogar von 5 auf 7 Zentren, England (wieder unter Schlußlicht Fuzzy) ebenfalls auf 7, im Osten Turkey auf 10 und Austria auf 4. Ich bin jetzt Tabellenführer vor Trick 17, aber Zarathustra auf Rang 4 wird da nicht tatenlos zusehen wollen. Himmel, wie kriege ich den jetzt dazu, nicht Austria als Feind Nr. 1 anzusehen, sondern Mun und Ber anzugreifen? In diesem Moment zeigt sich ausgerechnet Mark Twain kooperationsbereit - jetzt wird es lustig ...
Mehr als die türkischen Einheiten von Austria wegzuziehen und massiv Presse zu schreiben kann ich nun mal nicht tun. Zarathustra übernimmt Turkey, ohne ein Wort zu sagen - das läßt nichts Gutes ahnen. Auch wenn ich jetzt schon mehr Piaster als Kronen besitze, bin ich existenziell von Austria abhängig, da die Piaster breit gestreut sind.
Diesmal zwingt ein Regelproblem bei der Auswertung eines unvollständigen Zuges den GM dazu, im nächsten Heft eine Korrekturauswertung nachzuschieben.
Die Giganten wachsen weiter: Turkey auf 11 und dringt in Pet sogar durch die Pattlinie, England auf 8, France bricht wieder auf 5 Zentren ein und Mark Twain stürzt nach SP von Rang 1 auf 6. Außer den Kampfkäufen von Zarathustra und mir um die Piasterkontrolle kauft alles heftig die billigen Pfunde, deren Kontrolleur Fuzzy sich nebenbei die Leiche Russia ans Bein bindet. Austria erobert sogar Rom, auch Turkey landet eine Einheit in Apulien - nur ein einziger Piaster mehr für die Turkey-Kontrolle trennt mich von meinem Glück, aber Zarathustra, dem jetzt Kronen und Francs ausgehen, kann rechnen und gibt nicht nach, zumal er auf Rang 3 hinter mir und Trick 17 vorrückt.
Per Presse bietet er mir ein Überleben von Austria mit 3 Zentren und den Sieg an, wenn ich keine Kampfkäufe mache - das ist doch alles weltfremder Unfug: Merkt er denn gar nicht, daß er inzwischen klar bessere Siegchancen hat als ich und im letzten Zug Austria immer noch zerschlagen kann, wenn er die Kontrolle behält? Ich verhandele jedenfalls erst mal weiter mit Mark Twain.
Die Kampfkäufe um Turkey gehen weiter, alle anderen Spieler sparen und Trick 17 übernimmt wieder die Tabellenspitze. Ich breche die Gespräche mit Zarathustra, die mangels seiner Presse (angeblich beim GM verschollen) sowieso stagnieren, wegen Sinnlosigkeit ab und schaufele meine letzte Liquidität in die Piaster. Die werden auf jeden Fall gut werden, wenn Austria denn nun mal dran glauben muß - wenigstens sollen die Sparer nicht billig nachkaufen können, und vielleicht passiert im Westen ja doch nichts mehr. Ich könnte nach einem erfolgreichen Kampfkauf durch meine Kronen noch gewinnen, Zarathustra möglicherweise gegen die guten Börsenspieler nicht mehr - bitte sehr, wenn er es denn unbedingt so will ...
Zarathustra spielt Turkey zwar in die falsche Richtung, aber ansonsten tadellos. Da ich inzwischen klar mehr Piaster als Kronen habe, Austria bis 1910 militärisch nicht zu retten ist und die Konkurrenz immer mehr in Richtung Pfunde abdriftet, mache ich dem Trauerspiel ein Ende und lasse Austria mit einem lauten Knall explodieren - so bleibt Turkey genug Tempo, um die Partie wenigstens militärisch zu gewinnen, bevor England auch noch groß wird. Vielleicht werde ich dann noch Dritter, denn die Turkey-Kontrolle bekomme ich aufgrund des gefallenen Kronen-Kurses eh nicht mehr finanziert.
Austria fällt nun also von 5 auf 3, gerade als Mark Twain beschließt, das Land in sein Kuriositätenkabinett aufzunehmen und den Widerstand gegen Turkey zu koordinieren - das hätte früher kommen müssen, jetzt nützt es mir nichts mehr und zementiert bloß seinen inzwischen deutlich letzten Platz. England stagniert unter Fuzzy tatsächlich, aber Turkey springt von 11 auf 14 und Zarathustra übernimmt wie erwartet die Tabellenführung vor Trick 17 (der jetzt wenigstens auf seinen Kujambelmassen sitzt und entsetzt den hohen Piasterpreis sehen wird) und mir.
Einen Fehler in der Militärauswetung korrigiert der GM per Flyer, um die Partie nicht anhalten zu müssen.
Irgendwie passiert nichts mehr, außer dem verständnislosen Entsetzensschrei von Mark Twain (der Austria jetzt lustigerweise sogar in Mar überwintern lassen könnte, wenn er wollte) sowie einem verbissenen Sparzug von Trick 17 und mir (die Piaster steigen trotzdem leicht). Leider bricht jetzt Mark Twain im Westen doch noch zusammen, so daß ich demnächst endlich mal wieder Pfunde kaufen muß, weil dort die Zugewinnrate leider deutlich höher sein wird als bei den Piastern, selbst wenn Turkey die Partie vorzeitig gewinnen sollte. Turkeys Flotten stehen nicht in TYS und LYO, sondern wegen des Austria-Feldzuges immer noch in Ven und ADR - ein schlimmer Zeitverlust.
Nach einem Vierteljahr Pause endlich wieder eine Auswertung in höchster Zeitnot des GM, und schon wieder mit einem Fehler im Militärteil und Presse ohne Absender. Turkey springt von 14 auf 16, England von 8 auf 11, so daß Ping Pong mich von Rang 3 verdrängt. Mit Austria, Germany und Russia scheiden gleich drei Nationen auf einmal aus und vereinfachen das Börsenspiel beträchlich - es geht nur noch um marginale Unterschiede bei der SP-Quote zwischen Pfund und Piaster.
Im folgenden Heft schiebt der GM die Korrektur nach und meldet, alle Züge vorliegen zu haben - trotzdem passiert danach erst mal nichts mehr ...
Im Februar 1997 bietet sich Claus Neumann erstmals als potenzieller Spielleiter an, nachdem die Partie bereits ein halbes Jahr pausiert und Martin Ahlemeyer sich selbst auf Anschreiben durch den Herausgeber nicht rührt.
Im April meldet sich dann Martin nach erheblichen privaten und beruflichen Problemen doch wieder zurück und kündigt die Fortsetzung der Partie an. Es passiert - nichts. Der Herausgeber erhält im Mai die telefonische Zusage für eine Auswertung, die aber wieder nicht kommt.
Der GM hatte einen Teil der Züge verschlampt und drei Spieler hatten vergessen, ihm neue Züge zu schicken, so die Erklärung für weitere zwei Monate Unterbrechung der Partie nach der erhofften Wiederbelebung. Auch wird eine weitere kleine Korrektur der vorherigen Militärauswertung nebenbei nachgetragen.
Turkey bricht in Mun durch die Pattlinie, alles spart, sonst passiert nichts. Nicht mal Presse gibt es. Ping Pong liegt nur noch 70 Punkte hinter der Spitze, aber England müßte wachsen, damit er aufholen könnte.
Dann passiert erst mal wieder eine ganze Weile nichts. Im September fragt der Herausgeber wieder bei Claus Neumann an, ob das Angebot der Partieübernahme weiterhin bestünde.
Der meint dazu im Novenber, aus Mangel an Erfahrung keine kompetenten strategischen Kommentare zu einer Profipartie schreiben zu können - was der Herausgeber als Ablehnung des Angebots fehlinterpretiert und Angebote von zwei anderen potenziellen GMs einholt.
Dann meldet sich im Dezember zu allem Unglück auch noch Martin Ahlemeyer mal wieder, der behauptet, weitermachen zu wollen, statt endlich Züge und Pseudonyme an einen Vertreter herauszurücken.
Im Februar ist die Leidenszeit endlich vorbei: Trotz eigener Zeitnot veröffentlicht Claus Neumann nun die offizielle Wiederbelebung der Partie und fordert Züge der Spieler an.
So viel Verständnis ich für Berufswechsel und Heirat von Martin Ahlemeyer aufbringe, so wenig begreife ich, wie er die Partie durch ständige Behauptungen einer Wiederbelebung satte anderthalb Jahre blockiert hat, bevor er endlich einsehen mußte, daß er das GMing nicht mehr schaffen würde. (Und das, wo er während der ganzen Zeit bei mir in so ziemlich jeder Partie aktiv mitspielte - Schande über den Verbrecher!)
Die Wiederbelebung der Partie durch Neu-GM Claus Neumann wird zumindest von einigen Spielern freudig aufgenommen. (Ob wohl auch Mark Twain dazu gehören wird, nachdem jetzt seine Leiden weitergehen?)
Turkey hält Mun als 17. Zentrum, England stagniert auf 11. Alle außer mir kaufen Piaster, ich spare. Mit einem Geschenk von Tun durch Mark Twain an Turkey wäre die Partie zuende, aber das müßten eben beide so sehen - das riskiere ich und liege damit richtig (Zarathustra nimmt tatsächlich das kostenlose 18. Zentrum nicht, obwohl er damit sofort gewonnen hätte!). Trick 17 hat jetzt sogar klar mehr Piaster als ich und vor allem fast dieselbe Verteilung wie Zarathustra, der sich nun schon etwas einfallen lassen muß, um die 23 SP Rückstand aufzuholen. Ein englisches Zentrum zu erobern würde reichen, ein italienisches Zentrum (Tun) brächte genau 24 SP, ein anderes nur 13 ... und in der Presse faselt der Kerl weiterhin etwas von einem zweiten Platz hinter Trick 17, unglaublich ...
Es passiert buchstäblich nichts: Trick 17 vor Zarathustra und Ping Pong, so daß Zarathustra mit 18 Zentren für Turkey die Partie nicht gewinnen kann und bis 1910 weiterspielen muß, weil er mangels Lira-Verkauf weiteren Boden auf den Spitzenreiter verliert. So gesehen ist sein Zug gerade nach Tun wahnsinnig riskant, auch wenn er damit Tempo im Mittelmeer erzielt. Immerhin steht man jenseits der Pattlinie, und England hat lediglich zwei Armeen auf dem Kontinent - 19 oder gar 20 Zentren (Ber und Kie sind nicht unverwundbar) sehen nicht unmöglich aus.
Ein fehlender Zug verhindert eine Auswertung im folgenden Heft.
Zarathustra will aus Tun raus, Mark Twain will rein - und beide patten sich aus! Die Partie ist vorbei, und ausgerechnet Zarathustra hat es verpaßt, sein Geld anzulegen und fällt auf Rang 3 zurück.
Mit Rang 4 und 103.7% in der am zweitbesten besetzten KapDip-Partie des Amtsblatts habe ich immerhin 1,205 Ranglistenpunkte gerettet und dadurch meinen Schnitt knapp gehalten. Und Spitzenreiter Jörg Johannisson ist mir dank seines Fauxpas im Schlußzug auch nicht weggezogen - das ist recht so ...
Natürlich hätte ich den angebotenen Sieg von Zarathustra annehmen müssen, wenn er sich nicht durch seine ständige understatement-Presse so disqualifiziert hätte, daß ich ihm einfach nichts mehr glauben konnte. Den Fehler mit den Francs mache ich nie wieder - inzwischen habe ich durch seine Vermeidung immerhin eine Partie in einem anderen Zine in derselben Situation gewonnen. Man lernt eben nie aus ...
Karsten Heidemann ist sicherlich ein verdienter Sieger. Zwar ist er nach stürmischem Beginn ein wenig untergetaucht, hat aber brilliant an der Börse gespielt, unsere Kampfkäufe abgewartet und dann auch noch sein Geld in Piastern untergebracht, um Jörg zu blockieren. Auch Lukas Kautzsch hat sich seinen zweiten Platz durch zähe Kleinarbeit an der Börse erkämpft, nachdem seine Anstrengungen um ein großes England nur teilweise von Erfolg gekrönt waren. Daß ausgerechnet in einer Profipartie ein Börsenspieler gewinnt, ist keine Überraschung für mich, da hier kein Spieler resigniert hat - auch Rolrol hat bis zum Schluß um eine gute Punktzahl gekämpft und damit ein Vorbild für viele andere chancenlose Militärspieler geliefert.